Grefrath Anna macht den Traum vom Fliegen wahr

Auf dem Flugplatz Niershorst machen viele Jugendliche ihre Segelflugausbildung. Die WZ wird die 14-jährige Anna dabei begleiten.

Grefrath: Anna macht den Traum vom Fliegen wahr
Foto: Friedhelm Reimann

Grefrath. Eigentlich ist Julius daran schuld: Der 17-jährige Bruder von Anna Hanßen entdeckte vor einigen Jahren seine Begeisterung fürs Fliegen und machte beim Luftsportverein Grenzland auf dem Flugplatz Niershorst seinen Segelflugschein. „Er hat mir viel davon erzählt und mich dann auch mal bei einem Flug mitgenommen“, berichtet die 14-Jährige mit strahlenden Augen. Ihr eigene Leidenschaft war geweckt — und das hatte Folgen: „Wir hörten fast nichts anderes mehr als Berichte vom Fliegen“, erinnert sich Mutter Daniela. Im vergangenen Herbst hat Anna folgerichtig selbst mit der Segelflug-Ausbildung begonnen.

„Anna hat viel Talent“, lobt Heiko Meertz die Schülerin aus Dülken. Der Vorsitzende des Luftsportvereins ist einer von rund 20 ehrenamtlichen Fluglehrern, die sich um die Ausbildung des Flieger-Nachwuchses kümmern. „Wir bemühen uns sehr um Jugendliche“, sagt er. Mit Erfolg: Der rund 230 Mitglieder zählende Verein hat 60 bis 70 junge Leute in seinen Reihen. Mit 14 Jahren machen die meisten von ihnen den ersten Alleinflug.

Anna wird im kommenden Frühjahr erstmals allein im Segler sitzen. Dann steht die sogenannte A-Prüfung an, die den Alleinflug ermöglicht. Gemeinsam mit ihrem Fluglehrer hat die 14-Jährige aber schon im vergangenen Herbst 17 Starts hinter sich gebracht. Als Flugschülerin saß sie dabei vorne im Segelflugzeug auf dem Haupt-Pilotensitz, Heiko Maartz saß dahinter und machte ihr vor, wie Kurvenflug, Geradeausflug und Rollübungen funktionieren. „Das war cool“, erinnert sich Anna und lächelt.

Im Winter macht der Übungsflugbetrieb auf dem Niershorst allerdings Pause. Weshalb Anna und die anderen jungen Flug-Azubis derzeit an jedem Samstag von 10 bis 13 Uhr in einer Art Klassenraum auf dem Flugplatzgelände Theorie büffeln: Wetter, Technik, Navigation und Luftrecht gehören zu den Fächern, die „sitzen“ müssen. „Das ist ein bisschen wie Schule, aber lockerer“, berichtet Anna, die nach eigenem Bekunden alles eifrig mitschreibt. Denn am Ende steht eine eigene Theorie-Prüfung im Multiple-Choice-Verfahren an. Also so ähnlich wie beim Autoführerschein. In etwa so teuer sei die Ausbildung insgesamt auch, sagt Annas Vater Jörg, der selbst auch schon Lust aufs Fliegen bekommen hat.

Seine beiden Kinder bringt er an fast jedem Wochenende zum Niershorst. Denn die Jugendlichen verbringen dort im eigenen Vereinsheim viel Zeit miteinander, übernachten dort sogar. „Da hat man mehr Freiheiten, man ist nicht so an strenge Regeln gebunden“, sagt Anna.

Was allerdings nicht heißt, dass die jungen Leute auf dem Grefrather Niershorst machen können, was sie wollen. Im Gegenteil: Gerade im Winter warten viele Pflichtaufgaben auf sie, darunter das Reinigen und Lackieren des Fluggeräts. Was meist klaglos übernommen wird — anders als vielleicht das Aufräumen im Zimmer zuhause. Mindetens 50 Arbeitsstunden müssen pro Jahr geleistet werden — wer mehr schafft, kann damit seine Fluggebühren reduzieren.

„Am Anfang haben die Jugendlichen noch Flausen im Kopf“, sagt Heiko Meertz. Doch in der Ausbildung verlören sie diese sehr schnell. Wer mit 14 Jahren allein in einem Segelflugzeug sitzt und Anweisungen des Fluglehrers nur noch über Funk vom Boden aus bekommt, kann sich so etwas auch nicht leisten.

Anna freut sich jetzt aufs Frühjahr, wenn es wieder in die Luft geht. Vermutlich 2017 wird sie den Luftfahrschein in der Tasche haben. Doch bis dahin müssen noch rund 50 Flugstunden unter der Aufsicht von Heiko Meertz geschafft werden. Die WZ wird ihr dabei über die Schulter schauen.

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