Computer-Technik zeigt die Tatorte

Kommissar Jürgen Berndt aus Viersen hat ein Programm entwickelt, das Verbrechen mit einem Klick sichtbar macht.

Niederrhein. Eifrige Krimi-Gucker kennen sie: Große Stadtpläne auf Korkplatten, in denen Nadeln stecken. Jeder farbige Stecknadelkopf kennzeichnet einen Tatort. So können die Ermittler beispielsweise lokale Einbruchsserien besser erkennen.

Jürgen Berndt über die Idee hinter Gala-Web

Jürgen Berndt aus Viersen hat dieses alte Prinzip ins 21. Jahrhundert gebracht. Das hat dem Polizeihauptkommissar nicht nur Belobigungen des Viersener Landrats, sondern Aufmerksamkeit in ganz NRW beschert. Inzwischen nutzen 18 Polizeibehörden, unter anderem in Krefeld, Mönchengladbach und im Kreis Viersen, sein „Gala-Web“ (die Abkürzung steht für Grafisches Lagebild). Sogar das Landeskriminalamt macht mit.

Vereinfacht gesagt, geht es bei diesem Programm darum, Tatorte mit Hightech sichtbar zu machen. Die Korkwand von früher wurde von einem Bildschirm ersetzt, die Nadeln sind digitalen Markierungen gewichen, verschiedene Zeichen stehen für die verschiedenen Delikte. Die Karten sind detaillierter als ihre Vorgänger aus Papier und können mit einem Klick variiert werden.

Die erforderlichen Daten liefern die Beamten, die Anzeigen und Berichte in ein zentrales System einspeisen — was auf Wunsch eine „Gala-Web“-Schnittstelle bekommt. Zum Schichtbeginn kann nun jeder Polizist an seinem Schreibtisch-PC sehen, was in den vergangenen Tagen in seinem Revier los war und entsprechend die Route der Streife planen.

„Die Idee dahinter ist, dass ein Bild mehr als tausend Worte sagt“, erklärt Polizeihauptkommissar Berndt, der durch Zufall zum gefragten Programmierer wurde: Bei seiner früheren Dienststelle in Duisburg ging den Brandermittlern bei Sanierungsarbeiten eine der großen Straßenkarten verloren.

Auf Basis eines Vorgängerprogramms, das schon Gala-Web geheißen hatte, entwickelte er für die Kollegen eine eigene neue Version. Diese sah irgendwann auch der örtliche Kripo-Chef, und so kam der Stein ins Rollen. „Die Nachfrage stieg ständig“, erzählt der 52-jährige Viersener. Derzeit laufen Versuche mit Laptops, so könnte diese Technik auch mobil in den Streifenwagen genutzt werden.

Jürgen Berndt hat das alles ohne Informatik-Studium geschafft. Allerdings, so erzählt er, habe er in seiner Freizeit hilfreiche Vorlesungen seines Schwagers besucht — und der ist Dozent an der Hochschule Niederrhein.

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