Wülfrather droht die Einweisung

Der Mann (47) soll seine Mutter getötet haben. Er war dabei jedoch schuldunfähig. In Wuppertal begann jetzt der Prozess.

Wülfrather droht die Einweisung
Foto: Dirk Lotze

Wülfrath/Wuppertal. Ein psychisch kranker Wülfrather muss womöglich auf Dauer in die Psychiatrie, um die Allgemeinheit vor ihm zu schützen. Die Staatsanwaltschaft beschuldigt den Mann des Totschlags an seiner Mutter (80) in der gemeinsamen Wohnung. Tatort: ein Mehrfamilienhaus an der Danziger Straße in der Ellenbeek. Der gelernte Kfz-Mechaniker sei dabei schuldunfähig gewesen. gestern begann der Prozess am Landgericht Wuppertal. Der 47-Jährige erklärte, mit den Vorwürfen nichts zu tun zu haben: „Ich weiß, dass meine Mutter getötet wurde. Aber ich wüsste nicht den Grund.“

Angehörige hatten am 21. Februar die Polizei gerufen: Sie hätten gewöhnlich täglich Kontakt zu der Frau, könnten sie aber telefonisch nicht erreichen. Zudem nehme der Sohn wohl seine Medikamente unregelmäßig ein. Polizisten fanden die 80-Jährige in der Wohnung von Mutter und Sohn leblos auf dem Boden. Rettungskräfte und Notarzt stellten den Tod fest. Ringsum: Spuren mutmaßlich eines Kampfes. Die Küchentür sei aus den Angeln gehoben gewesen, ihre Scheibe zersprungen. Laut Obduktion wurde die Frau getreten, gewürgt und geschlagen. Der 47-Jährige habe während der ersten Ermittlungen in seinem Zimmer gesessen.

„Er wirkte verängstigt und überfordert“, sagte ein Notfallsanitäter. Ruhig und nicht aggressiv, fügte ein Polizist hinzu: „Er hat alles gemacht, was ich sagte.“ Im Flur fanden Ermittler eine Pfefferspraydose, leer neben dem zerbrochenen Telefon. Das Abwehr-Spray hatten laut Aussagen Angehörige der 80-Jährigen gegeben — „falls wieder was ist“.

Der 46-Jährige habe schon früher seine Mutter angegriffen, eine Schwester „geschubst“. Diese Frau berichtete den Richtern, ihr Bruder habe vor 20 Jahren begonnen, sich zu verändern. Er habe Stimmen gehört, mit einer Wanduhr geredet, gestikuliert. Mehrfach habe er sich geweigert, Medikamente zu nehmen. Und: „Die Ärzte, die Klinik — eigentlich hat uns niemand geholfen. Wir haben uns einfach kleingemacht, dann ging es mit ihm.“ Ihr Wunsch: Der Bruder solle in einer Wohneinrichtung unterkommen, mit Gleichalten, „irgendwas, damit er nicht einsam in seinem Zimmer sitzen muss.“

Der 47-Jährige sagte, er sei am Tattag zwischen zehn und elf Uhr Kaffee kaufen gegangen, habe in der City eine Cola getrunken. Zur selben Zeit hörte eine Krankenschwester im Haus lautes Gebrüll, als sie auf dem Weg zu einer Pflegepatientin war, dann wohl Gewimmer. Ihre Erklärung: „Ich dachte, dass ein Mann seine Frau verprügelt.“ Lärm gebe es im Haus öfter, hätte die Patientin ihr gesagt. Der 47-Jährige erklärte, er habe seine Mutter leblos gefunden, als er heim kam. Ab da gibt es unterschiedliche Versionen. Dem Gericht sagte er, er sei von einem Raubüberfall ausgegangen, und habe aus Angst vor den Tätern keine Hilfe angerufen. Früheren Angaben zufolge war ihm vom Anblick des Opfers auf dem Boden schlecht geworden und er hatte sich hingelegt. Er habe geschlafen, bis die Polizei kam. Die Staatsanwaltschaft hat umfangreiche DNA-Spuren aus der Wohnung auswerten lassen. Ein Gutachter wird später dazu berichten. Die Verhandlung wird am 25. September fortgesetzt.

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