Vergebliches Warten auf die einzige Augenzeugin

Der Prozess um den Totschlag von Ersoy S. gestaltet sich schwierig.

Wülfrath/Wuppertal. Es ist der sechste Verhandlungstag im Fall des am 14. April vergangenen Jahres zu Tode geprügelten Ersoy S. aus Wülfrath. Sechs zähe Termine, an denen die drei Angeklagten — Marc S. (19), Nayif T. (22) und Selim K. (25) die Vorwürfe zum Teil eingeräumt, sich gegenseitig belastet haben.

Verwandte im Zuschauerraum hatten für Tumulte gesorgt, Zeugen erschienen reihenweise nicht, konnten sich nicht mehr erinnern oder wurden kurzerhand in Haft genommen. So mühsam gestaltete sich der Prozess, dass selbst das Gericht an einem Punkt war, zu resignieren.

Gespannt warteten alle Prozessbeteiligten daher gestern auf die Aussage der einzigen Augenzeugin des brutalen Überfalls. Einmal war sie bereits nicht zum Termin erschienen, beim zweiten Mal sah sie sich psychisch nicht in der Lage, vor Gericht auszusagen.

Doch auch am Mittwoch wartete man im Wuppertaler Landgericht vergeblich auf die junge Frau, die als einzige Unbeteiligte etwas zur Tatbeteiligung der drei Angeklagten sagen könnte.

Im Mai vergangenen Jahres hatte sie eine Aussage bei der Vernehmungsrichterin gemacht. Diese wurde gestern zu den damaligen Angaben der Zeugin befragt. Nach dieser Aussage soll der 19-jährige Marc S. bei der Tat nur zugeschaut, jedoch zu keinem Zeitpunkt aktiv eingegriffen haben.

Auch bestätigte sie die Version, dass der Großteil der Schläge — mit und ohne Stock — von Selim K. ausging. Dann habe er Nayif T. aufgefordert, auf den Kopf zu gehen — und dieser habe auf den Kopf des am Boden liegenden Ersoy S. getreten. Nur die Frage, wer mit dem Messer zustach, habe sie nicht beantworten können. Beide — Nayif und Selim — hätten es benutzt.

Der Prozess wird morgen fortgesetzt. Dann soll die Augenzeugin polizeilich vorgeführt werden. Ob sie kommt, ist fraglich.

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