Ratingen: Trabi ist sein Markenzeichen

Albert Köster ist ein Ratinger Original. Er fährt Trabant, ist Kino-Chef und Museumsleiter. Und er liebt seine Stadt.

Ratingen. Manchmal, wenn er mit seinem Trabi mit dem Kennzeichen ME-QO 784 über eine Ratinger Kreuzung fährt, applaudieren die Menschen. Das fliederfarbene Gefährt aus DDR-Zeit mit den Standarten an den Kotflügeln ist zu seinem Markenzeichen geworden.

Die Airbrush-Symbole verraten, warum Albert Köster (71) so gerne mit dem Trabi spazieren fährt: Reklame für Charlie Chaplins Film "Moderne Zeiten" ziert das Auto, auf das der DDR-Vorbesitzer einst 16 Jahre gewartet hatte.

Den alten Film mag Köster wohl, doch er ist nicht Liebhaber von alten und neuen Streifen. Ihn interessierte die Technik, er wollte wissen, wie die Bilder laufen lernten.

Diese Neugier plagte ihn von Jugend an. Der Ratinger Köster, der seit fast einem Jahrzehnt ein eigenes kleines Kino-Museum in der Oberstraße betreibt, gerät ins Schwärmen, wenn er von den ersten Begegnungen mit den damaligen Stummfilmen erzählt. "Das hat mein Leben in Ratingen geprägt", sagt Köster, dessen Wiege selbstverständlich auch in der Oberstraße stand. Das Daheim hat er nicht verlassen.

Als Köster noch gar nicht geboren war, eröffnete das Capitol-Kino im Jahre 1912. Die Kinos waren damals schon beliebt, aber die Geschäfte liefen nicht immer gut, der Verkauf von Süßigkeiten, Kaugummi und Marmeladen hielt den ersten Besitzer Otto Höhndorf über Wasser.

Im Krieg lief das Kino besser. "Die Menschen sehnten sich nach einer heilen Welt, da kamen ihnen Filme mit Zarah Leander, Heinz Rühmann und Harry Piel gelegen", sagt Köster, der sich noch gut an seine eigenen Besuche im Kino erinnern kann. "Märchenfilme habe ich natürlich als Kind gesehen", sagt er. "Doch da habe ich schon eher die Leidenschaft zur Technik entdeckt."

Er hatte ein gutes Verhältnis zum damaligen Filmvorführer Fritz Baumfalk, dem Operateur. Der weihte ihn nach und nach in die Projektionskunst ein. Die Spätvorstellung um 22 Uhr durfte er, als er alle erforderlichen Griffe beherrschte, ganz alleine ausführen.

Doch, so ganz leicht erreichte er dieses Ziel nicht. Albert Köster war damals erst 15 Jahre alt, hatte im Filmvorführungsraum nichts zu suchen, schon gar nicht so spät. Doch Kösters Familie wohnte neben dem Kino, und Albert kletterte übers Dach des elterlichen Hauses in den Projektorraum des Capitol-Kinos. Manchmal wurde er vom Kinobesitzer Höhndorf erwischt, flog jedes Mal achtkantig raus. "Das war Anfang der 50er-Jahre", erzählt Köster.

In seinem Kinomuseum stapeln sich Filme der vergangenen 80Jahre, uralte Werbefilme, Unterhaltungsfilme. "Die Ära der Karl-May-Filme begann in Ratingen", ist Albert Köster fast ein wenig stolz, obwohl ihn die Technik so viel mehr begeistert als die Filme selbst. Doch "Ein Mann geht durch die Wand", "Zorro, der Mann mit der Peitsche", "Die große Freiheit Nummer 7", all die Filme hat Köster natürlich zigfach gesehen und selbst vorgeführt.

Operateur sollte er allerdings nicht werden. "Lerne was Anständiges", befanden die Eltern, die in Ratingen einen Weinhandel hatten. Köster lernte Drogist, und so hat er nicht viel dagegen, dass im ehemaligen Capitol-Kino jetzt ein Drogeriemarkt angesiedelt ist.

In sein Kino-Museum lädt er jetzt Interessierte ein, alte Schätzchen anzuschauen. Darunter ist ein Film, der 1926 anlässlich des 650. Stadtjubiläums von Ratingen gedreht wurde - als Stummfilm selbstverständlich. Diesen Film, der auf Umwegen in Kösters Besitz kam, hat er aufwändig restauriert. "Es ist schön zu sehen, wie zu dieser Zeit das Leben in Ratingen ablief", sagt Köster.

Doch, als er der Stadt das historische Dokument zum Kauf anbot, winkte diese ab. "Die komplette Aufarbeitung des Films würde viele tausend Euro verschlingen", weiß Köster. Dabei würde er sich so freuen, wenn der Film der Nachwelt erhalten bliebe.

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