Wülfrath: „Das ist nicht die erste Krise, die wir überstehen werden“

In der Autobranche geht die Angst um, viele Hersteller sind durch die taumelnde Weltwirtschaft bedroht. Doch in Wülfrath sind die Autohändler durchaus noch optimistisch.

Wülfrath. Nur ein paar Glasscherben liegen noch auf dem grauen Asphalt, wo sich früher Neuwagen an Neuwagen reihten. "Zu verkaufen" steht auf den Schildern der riesigen Glasscheiben des ehemaligen RMG-Autohauses an der Wilhelmstraße. Einsam und verlassen die Tische und Stühle, an denen früher Verkaufsgespräche geführt wurden. Im Aschenbecher neben der Eingangstür liegen noch immer Zigarettenkippen. Hat hier früher der Autohändler gestanden und nach Vertragsabschluss genüsslich seinen Erfolg ausgekostet? Es ist niemand da, der diese Frage beantworten kann, denn das Leben hat den Glaspalast verlassen. Selbst die zurückgelassenen Grünpflanzen sind künstlich.

Die Finanzkrise trifft den Automobilsektor mit voller Wucht, überall klagen die großen Hersteller und rufen laut nach staatlicher Hilfe. Viele Autohändler haben schon seit Wochen keinen Kunden mehr gesehen. Droht dieses Schicksal auch den Verkäufern in Wülfrath? Ist das leer stehende Kia-Autohaus vielleicht nur der Anfang eines Aussterbens der Automeile?

"Wir sind nicht so pessimistisch", sagt Klaus Krannich, Inhaber von K+K Automobile, der WZ: "Wir haben hauptsächlich gebrauchte Fahrzeuge, und das ist schließlich eine Branche, die läuft." Und auch seine Kollegen wollen dem Konjunkturabschwung trotzen.

"Es ist nicht die erste Krise, die wir überstanden haben und überstehen werden", sagt Michael Thiel vom gleichnamigen Ford-Autohaus: "Wir kämpfen, und mit der Loyalität der Kunden werden wir es auch diesmal hinkriegen." Momentan arbeite man den Auftragsbestand aus den Vormonaten ab, doch wie es danach weitergeht, werden erst die nächsten Monate zeigen. "Wir merken jetzt schon, dass die Nachfrage nachlässt", so Thiel: "Aber generell stehen wir noch relativ gut da und sind nicht so betroffen wie andere."

Hoffnung mache ihm vor allem, dass die Bänder bei Ford nach wie vor laufen und auch immer wieder Kunden zu Probefahrten und Autokäufen vorbeikämen. "Auch wenn es weniger Abschlüsse sind, als wir normalerweise haben und aus betriebswirtschaftlicher Sicht brauchen."

Geradezu gut gelaunt wirkt hingegen Björn Herring: "Der Preiskampf wird immer schlimmer, aber weil wir mit Mitsubishi und Citroen mit preisgünstigen Marken unterwegs sind, haben wir momentan sogar noch Zuwächse." Und auch für das Jahr 2009 sieht Herring alles andere als schwarz: "Die Leute entwickeln ein größeres Umweltbewusstsein und wollen spritsparende Autos. Deswegen werden sie verstärkt Kleinwagen kaufen."

Ähnlich sieht auch Michael Weidener, Geschäftsführer beim Autohaus Josten an der Goethestraße, die Lage: "Man merkt zwar schon, dass es etwas ruhiger geworden ist, aber auf unsere Kleinwagen von Suzuki und Seat werden die Leute künftig verstärkt zurückgreifen." Deswegen sind seine Prognosen für das kommende Jahr auch alles andere als schlecht: "Ich erwarte für 2009, dass wir dank unserer Kleinwagen wie der Phönix aus der Asche kommen werden", so Weidener: "Denn es gibt einfach viel zu viele Leute, die auf ein Auto angewiesen sind."

Auch die Sorgen vieler Kollegen, die Menschen würden ihr Auto länger fahren als bisher und mit dem Kauf eines neuen Wagen warten, teilt Geschäftsführer Michael Weidener nicht: "Das ist mir egal, denn diese Kunden kommen dann einfach einmal mehr zur Inspektion." Letztlich sei es schließlich egal, ob das Geld durch den Verkauf oder die Werkstatt verdient würde, "das Wichtigste ist, dass man vernünftig haushaltet."

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