Schloss Hardenberg: Ein Rohbau aus Alt und Neu

Bis Ende Oktober soll noch der neue Putz auf die Fassade von Schloss Hardenberg aufgebracht werden. Dann ist erst mal Schluss mit den Sanierungsarbeiten.

Neviges. Halbzeit bei der Sanierung von Schloss Hardenberg. Auf die nun folgende Pause — in diesem Fall eine Zwangspause mangels finanzieller Möglichkeiten — hätten Verwaltung, Politik, Nevigeser und nicht zuletzt der für die Arbeiten zuständige städtische Projektleiter Udo Misiak allerdings gern verzichtet. Auf dem Weg der Herrichtung der alten Wasserburg habe man in etwa die Hälfte der Strecke hinter sich, gibt Misiak eine Standortbestimmung.

Der Fortschritt wird indessen in vielen Details sichtbar: Rote Tonziegel markieren etliche Stellen vor allem im Bereich der statisch kritischen Mittelwand, an denen Hohlräume aufgefüllt, Fenster und Türstürze erneut wurden. Andernorts ersetzen zahlreiche neue Sand- und Bruchsteine in Jahrhunderten marode gewordenes Mauerwerk.

Aktuell konzentrieren sich die Arbeiten auf die Außenfassade. Die Wolken, die das Schloss in den vergangenen Tagen umgaben, hatten nichts mit dem trüben Wetter zu tun, scherzt Misiak — mit einem Sandstrahlgebläse waren die Außenwände gereinigt, loses Fugenmaterial abgetragen worden, um einen optimalen Haftgrund für den Spritzputz zu erhalten, der ab Mitte August aufgebracht wird.

Überall schauen kleine Injektionsschläuche zwischen den Steinen hervor: Dort wird anschließend ein Spezialmörtel eingepresst, der das Mauerwerk festigen soll. Beim Einbringen der Schläuche gab es an der Ostwand wieder eine dieser Überraschungen, die sich durch die ganze Bauzeit ziehen: „Ein Hohlraum, 250 mal 120 Zentimeter groß, 70 Zentimeter tief“, beschreibt Bauwerker Robert Lemmens den Fund im dritten Obergeschoss, während er mit seinem Kollegen Klaus Poniatowski eine Etage höher Dachrinnen und Fenster zum Schutz vor dem Spritzputz abklebt. Der Gestaltung nach war die weder von innen noch außen erkennbare Nische vielleicht ein alter Wandschrank, sie muss noch, nachdem die Denkmalschützer den Fund inzwischen aufgenommen haben, zugemauert werden.

Bis spätestens Ende Oktober soll die Putzschicht aufgetragen sein, erläutert Misiak: „Wir wollen in jedem Fall vor Frost und Winterwetter fertig werden.“ Wie es danach weitergeht, ist bekanntlich offen. Für die inzwischen zugesagten Bundesmittel von 150000 Euro werde zurzeit nach der sinnvollsten Einsatzmöglichkeit gesucht.

Die nächste Maßnahme, die sich nicht mehr, wie viele Arbeiten zuvor, in kleine Schritte aufteilen lässt, ist die mit fast zwei Millionen Euro veranschlagte Verankerung, die ein Auseinanderdriften der Außenwände verhindern soll. „Daran hängen auch andere Arbeiten wie der Austausch der Decke in der ehemaligen Küche“, sagt Misiak. Ohne diesen Bauabschnitt dürften die Arbeiten tatsächlich komplett zum Stillstand kommen. Dann müsse man sich allerdings im Klaren sein, dass das Schloss derzeit ein Rohbau ist und wie jedes nicht genutzte Gebäude der ständigen Beobachtung und Unterhaltung bedürfe.

Schon jetzt droht Ungemach, weil das Schloss leer steht: „Die Raben fressen uns den Kitt aus den Fenstern. Die wissen genau, dass niemand im Haus ist“, sucht Misiak nach Lösungen, wie die schwarzen Räuber von der Fassade ferngehalten werden können. Bis April nächsten Jahres bleibt das Gerüst in jedem Fall stehen: „Ob es dann abgebaut wird oder stehenbleibt, hängt davon ab, wann es mit der Sanierung weitergeht.“

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