Zwei Banken in Ratingen Automatensprenger nehmen die City ins Visier

Ratingen · Gegen 4.20 Uhr haben in der Nacht zum Mittwoch unbekannte Täter Automaten in der Santander-Bank und in der Deutschen Bank auf der Düsseldorfer Straße detonieren lassen. Der Sachschaden ist erheblich.

Ein Bild der Verwüstung auf der Düsseldorfer Straße: links die Santander-Bank, rechts die Deutsche Bank.

Ein Bild der Verwüstung auf der Düsseldorfer Straße: links die Santander-Bank, rechts die Deutsche Bank.

Foto: Achim Blazy (abz)

Erneut ist die Stadt von Automatensprengern heimgesucht worden, und erneut hat es nach der Sprengung eines Geldautomaten der Commerzbank am Marktplatz den Innenstadtkern getroffen.

Das ist bisher bekannt: Gegen 4.20 Uhr meldeten aufmerksame Zeugen laute Knallgeräusche von der Düsseldorfer Straße. Alarmierte Einsatzkräfte der Ratinger Polizei stellten fest, dass unbekannte Täter zwei Geldautomaten unterschiedlicher Geldinstitute in der Ratinger Fußgängerzone gesprengt hatten. Dabei handelt es sich um die Santander-Bank und die Deutsche Bank. Betroffen waren ein Geldautomat, der in der Bankfiliale an der Düsseldorfer Straße 22 aufgestellt war, sowie ein Geldautomat, der unmittelbar gegenüberliegend an der äußeren Häuserfassade angebracht war.

Durch die Wucht der Sprengung wurden sowohl der Filialraum als auch die Gebäudefassade des außen angebrachten Geldautomaten erheblich in Mitleidenschaft gezogen. Auch jeweils gegenüberliegende Fassaden wurden beschädigt. Eine Einsturzgefahr der betroffenen Wohn- und Geschäftshäuser besteht nach dem derzeitigen Sachstand aber nicht. Die Schadenshöhe kann aktuell noch nicht näher verifiziert werden, sie dürfte jedoch erheblich sein, so eine Polizeisprecherin.

Während der sofort eingeleiteten Fahndung stellten die Beamten einen hochmotorisierten dunklen Kleinwagen fest, der sich mit hoher Geschwindigkeit vom Tatort in Richtung Autobahn A3 entfernt hatte. Das Fahrzeug entkam, weitere Fahndungsmaßnahmen wurden eingeleitet.

Die Beamten leiteten ein Ermittlungsverfahren ein, die Kriminalpolizei übernahm die weiteren Maßnahmen zur Tatortarbeit und Spurensicherung. Angaben zur Tatbeute liegen nach dem aktuellen Stand der Ermittlungen nicht vor.

Gericht lehnte Entfernung
des Geldautomaten ab

Im Fall der Santander-Bank ist die Geschichte durchaus brisant. Hintergrund: Anwohner wollten den Geldautomaten in dem Mehrfamilienhaus entfernen lassen. Doch daraus wurde nichts: Dies hatte der 9. Zivilsenat des Oberlandesgerichts Düsseldorf in seinem Urteil so entschieden. Bewohner des Hauses hatten die Sorge, dass der Geldautomat der Bankfiliale im Erdgeschoss ihres Hauses gesprengt werden könnte – was nun geschehen ist. Ihre Klage gegen die Bank auf Entfernung des Geldautomaten hatte auch in zweiter Instanz keinen Erfolg.

Laut dem Berufungsurteil habe die Eigentümergemeinschaft mit dem Betrieb einer Bankfiliale auch das Aufstellen eines Geldautomaten genehmigt. Eine Änderung der Benutzungsregeln ihrer Immobilie könnten die Eigentümer aber nur einstimmig beschließen, was nicht geschehen sei. Die bloß abstrakte Gefahr eines Zugriffsversuchs durch Kriminelle genüge nicht, um der Mieterin einer Teileigentumseinheit die ihr genehmigte Nutzung zu untersagen. Das Urteil ist rechtskräftig. Die Anwohner hatten immer von einer drohenden Gefahr gesprochen. Nun herrschten in dem Haus angesichts des brutalen Vorgehens der Täter Wut und Fassungslosigkeit vor.

Ein allgemeiner Trend zeichnet sich ab: Der Zugang zum Geldautomaten bleibt nachts vielerorts an Filialen von Sparkassen und Banken verschlossen, um Automatensprengern Angriffe zu erschweren. Bei den Sparkassen im Rheinland seien in Abstimmung mit der Polizei mehr als 70 Prozent der Zugänge zu Geldautomaten zwischen 23 und 6 Uhr gesperrt, sagte ein Sprecher des regionalen Sparkassenverbandes.

Private Banken sehen in Nachtschließungen von Filialen ebenfalls eine zusätzliche Schutzmaßnahme: „Wir haben auch Nachtschließungen, bei denen Eingangsbereiche ab etwa 22 Uhr geschlossen werden“, sagte ein Sprecher des Bankenverbandes Nordrhein-Westfalen. „Die Banken investieren weiter kräftig in die Sicherheit und arbeiten eng mit der Polizei zusammen“, betonte er.

Nach Ansicht des Landeskriminalamtes (LKA) ist das „A und O bei der Vereitelung von Geldautomatensprengungen“ die Prävention. „Ziel muss es sein, insbesondere Tatanreize und -gelegenheiten zu reduzieren“, erklärte ein LKA-Sprecher. Auch aus diesem Grund sei für die Geldautomaten in NRW eine Risikoanalyse erstellt worden. Aus Sicht von Experten böten Stahlbeton-Pavillons einen größtmöglichen Schutz vor Sprengungen.

Die Täter werden allerdings noch skrupelloser – was die erheblichen Schäden an Gebäuden zeigen. Es gibt auch einen Schwarzmarkt für mit Farbe markierte Geldscheine, um auch diese zu verwerten.

Laut Sparkassenverband Rheinland wird der Austausch mit der Polizei „mit hoher Wahrscheinlichkeit auch dazu führen, dass aufgrund der Risikoanalysen weitere Geldautomaten aus Sicherheitsgründen abgebaut werden.“ Innerhalb der vergangenen zehn Jahre seien im Bereich der rheinischen Sparkassen gut 25 Prozent der Geldautomaten-Standorte abgebaut worden, so auch in Ratingen.

„Zunächst geschah dies vor allem im Zusammenhang mit Filialkonzentrationen, in den vergangenen Jahren waren vermehrt Sicherheitsaspekte Grund des Abbaus von Geldautomaten“, erläuterte ein Sprecher des Regionalverbands.

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