Interview mit Landrat Thomas Hendele Seit zehn Jahren gibt es das Neanderland

Kreis Mettmann · Landrat Thomas Hendele über die Geburt einer Marke, ihren zehnten Geburtstag und geheimnisvolle Orte.

Das Wandern ist des Landrats Lust. Hier ging er (mit Schal) „Von Hof zu Hof“ mit Wanderexperte Manuel Andrack (schwarzes Shirt).

Das Wandern ist des Landrats Lust. Hier ging er (mit Schal) „Von Hof zu Hof“ mit Wanderexperte Manuel Andrack (schwarzes Shirt).

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Valseka von Dolega

stellte die Fragen

Wunderschöne Ecken gibt es im Neanderland – wie hier direkt gegenüber des Neanderthal Museums.

Wunderschöne Ecken gibt es im Neanderland – wie hier direkt gegenüber des Neanderthal Museums.

Foto: Valeska von Dolega

Herr Landrat, wie erklären Sie Außerirdischen das Neanderland?

 Die Marke „Neanderland“ wird 2023 zehn Jahre alt.

Die Marke „Neanderland“ wird 2023 zehn Jahre alt.

Foto: Kreis Mettmann

Thomas Hendele: Die Menschen im Neanderland sind unfassbar gastfreundlich und heißen jegliche Spezies willkommen. Da schneiden sogar die Landwirte das große grüne „n“ auf ihren Feldern frei, damit das Begrüßungssymbol auch aus großer Höhe – vom Raumschiff aus – erkennbar ist. So geschehen beim Grand Depart der Tour de France 2017.

Wer hat die Marke „Neanderland“ erfunden?

Hendele: Anfang der 2000er-Jahre gab es eine Gruppe von Kultur-/Museumsakteuren um den Gründungsdirektor des Neanderthal Museums, Prof. Dr. Gerd-Christian Weniger, und Prof. Dr. Bernd Günter, damals Inhaber des Lehrstuhls für BWL, insbesondere Marketing, an der Uni Düsseldorf, die auf regionaler Ebene kooperieren wollten, auch mit dem Ziel, an den Erfolgen des Neanderthal Museums zu partizipieren. Bei einem der Treffen fiel der Begriff „Neanderland“ erstmalig und wurde „geboren“.

Was verbirgt sich hinter der Marke?

Hendele: Das „Neanderland“ ist die Tourismusmarke des Kreises Mettmann, die von allen kreisangehörigen Städten mitgetragen und gelebt wird. Sie steht für Erlebniskultur, Tradition und Lebensfreude, Geschichte, Kunst und Events sowie ein riesiges Angebot an Sport-, Freizeit- und Erholungsmöglichkeiten. Premiumprodukt der Marke ist natürlich der Neanderland Steig. Aber auch unsere regionalen Landerlebnisse und kulinarischen Spezialitäten mit dem Siegel Typisch Neanderland erfreuen sich stetig wachsender Beliebtheit. Fest etabliert haben sich auch die weiteren „Kinder“ der Neanderland-Produktfamilie: also Biennale, Wanderwoche, Neanderland Art, Tatorte, Museumsnacht und die Neanderland Tunes.

Wie groß ist das Budget für Reklame, wie hoch sind Kosten, das Neanderland attraktiv zu halten?

Hendele: Das jährliche Marketingbudget beträgt 300 000 bis 350 000 Euro, die vor allem für die Website, crossmediale Kampagnen, Printprodukte, Fotos und Videos, Messen und Veranstaltungen einschließlich Equipment und Merchandising sowie für eigene Veranstaltungen wie Netzwerktreffen oder die Neanderland Wanderwoche ausgegeben werden. Zusätzlich gibt es Mittel für die touristische Infrastruktur – etwa für die Wartung und Pflege des Neanderland Steigs oder die Einrichtung eines Knotenpunktsystems als touristische Fahrradwegweisung. In Letzteres investiert der Kreis rund 250 000 Euro. Darüber hinaus profitiert das Neanderland auch von Förderprogrammen. Zum Beispiel hat ein EU-Förderprogramm es uns aktuell ermöglicht, einen neuen Imagefilm über das Neanderland zu produzieren und digitale Infosäulen für die kreisangehörigen Städte zu beschaffen.

Welche Rolle spielen Ranger?

Hendele: Der Kreis Mettmann ist nicht nur für seine rund 485 000 Einwohner, sondern auch für die Menschen aus den umliegenden Oberzentren ein beliebtes Erholungsgebiet. Und der Druck auf die Naturräume steigt: Ob Wanderer, Jogger, Mountainbiker, Reiter, Geocacher oder Hundehalter – jeder will die Natur nach seinen Vorstellungen nutzen. Durch den Einsatz von Naturschutzrangern wollen wir für mehr Aufklärung, ein rücksichtsvolleres Miteinander und weniger Regelverstöße in den hiesigen Wäldern und Naturschutzgebieten sorgen. Der erste Ranger ist bereits seit November im Einsatz. Für den zweiten ist das Auswahlverfahren beim Landesbetrieb Wald und Holz so gut wie abgeschlossen, sodass er voraussichtlich noch im Frühjahr seinen Dienst antreten kann.

„Sanfter Tourismus“ – welche Rolle spielt er im Marketing?

Hendele: Sanfter Tourismus spielt eine bedeutende Rolle und gewinnt immer mehr an Bedeutung. Aktivtouristische Themen wie Wandern und Radfahren sind Formen des sanften Tourismus; in diesem Bereich ist das Neanderland besonders stark und attraktiv. Zudem leistet das 2017 eingeführte Siegel „Typisch Neanderland“ einen wesentlichen Beitrag zur Regionalität. Im Marketing selbst verwenden wir nachhaltige Werbemittel, verzichten inzwischen komplett auf Plastik, reduzieren Printmaterialien und drucken diese auf PEFC-zertifiziertem Papier.

Schatzsucher per GPS, Jogger, Hundehalter und Achtsamkeitstrainierende – wie bekommen Sie die alle unter einen Hut?

Hendele: Gegenseitige Rücksichtnahme und Respekt vor Mitmenschen und Natur sind das A und O. In den allermeisten Fällen funktioniert das ganz wunderbar. Dort, wo es hin und wieder vielleicht nicht funktioniert, werden hoffentlich unsere Ranger für Aufklärung und Verständnis sorgen können.

Warum ist das Neanderland rund ums Jahr einen Besuch wert?

Hendele: Draußen in der Natur gibt es zu jeder Jahreszeit Neues zu entdecken, ganz aktuell zum Beispiel den Erlebnisturm Höhlenblick am Neanderthal Museum. Die Angebotspalette an Indoor- wie Outdooraktivitäten im Neanderland ist riesig – da ist für jedes Wetter und jede Jahreszeit etwas dabei.

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