Kissen statt Spielzeug: Haaner spenden für afghanische Kita

Die gebürtige Afghanin Zakia Lahban arbeitet als Kinderpflegerin in Haan und sammelt Spenden für Kabul.

Haan. Als vor ein paar Wochen in einer Straße in Kabul wie so oft eine Bombe detonierte, gefror Zakia Lahban (51) zuhause vor dem Fernseher fast das Blut in den Adern. "Ich konnte nichts mehr essen, war unruhig und hab mir große Sorgen gemacht", erinnert sich die gebürtige Afghanin an den Tag, als sie aus den Nachrichten erfuhr, dass es nur ein paar Meter vom Haus ihres Vaters entfernt einen Anschlag gegeben hatte. Erst einige Zeit später war klar: Der Familie war nichts passiert.

Beruhigt ist die Kinderpflegerin, die seit 10 Jahren bei der Privaten Kindergruppe in der Bachstraße arbeitet, dennoch nicht. Zu viel Erschreckendes und Beängstigendes wird täglich aus dem Krisengebiet berichtet. Da Zakia Lahban und ihre Familie wegen ihrer politischen Gesinnung verfolgt wurden, floh sie vor 25 Jahren nach Pakistan. Mit ihrem Mann, ihrem damals fünfjährigen Sohn und den drei Jahre alten Zwillingen war sie vier Tage unterwegs. "Es war eine schlimme Zeit", erinnert sie sich. Drei Jahre später holte eine Bekannte die Familie nach Wuppertal, wo sie immer noch lebt.

Ihre Verbindung in die Heimat ist dennoch nicht abgerissen. Seit Jahren besucht die Afghanin jedes Jahr ihre Familie in Kabul. Bei einem dieser Besuche brachte sie ihren Neffen in den Kindergarten und musste dort erleben, wie schwer es vor allem die Kinder in der Krisenregion haben. "Es gab nicht genug Geschirr und Besteck, so dass die Kinder nur nacheinander essen konnten. Sie haben sich zum Schlafen auf den Boden gelegt und hatten noch nicht mal Kopfkissen. Ein Junge war auf dem glatten Steinfußboden ausgerutscht und hatte sich so sehr verletzt, dass er querschnittsgelähmt ist", berichtet Zakia Lahban sichtlich erschüttert von den Zuständen im Kabuler Kindergarten Karte-Nau.

Die 51-Jährige überlegte nicht lange und besorgte Küchenutensilien und Stoff, um daraus Kopfkissen zu nähen. Nach Deutschland zurückgekehrt, berichtete sie ihren Kolleginnen der privaten Kindergruppe von den Erlebnissen. Dort fiel schnell der Entschluss, den Kindergarten in Kabul zu unterstützen und eine Patenschaft zu übernehmen. Von einem ersten Spendenprojekt konnte Zakia Lahban im vergangenen Jahr 500 Euro mit nach Afghanistan nehmen, um dafür dort Teppiche, Lehrmaterialien und kleine Ventilatoren gegen die Hitze zu kaufen.

Vor einigen Wochen hat sie für die Eltern der Privaten Kindergruppe gekocht. Bei dem Spendenessen kamen 323 Euro zusammen. Außerdem wurde ein selbst genähter Adventskalender versteigert, das brachte weitere 100 Euro. Mit den Spenden wird Zakia Lahban im nächsten Sommer wieder nach Kabul reisen, um dort den Jungen und Mädchen im Kindergarten Karte-Nau zu helfen. Vielleicht kann sie diesmal auch ein wenig Spielzeug für die Kinder besorgen.

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