Haan: Prävention - Babys, willkommen in Haan

Die Stadt baut ein soziales Frühwarnsystem auf. Dazu gehört auch ein Begrüßungspaket für Neugeborene und deren Mütter und Väter, das ab dem kommenden Jahr überreicht wird.

Haan. Wenn im kommenden Jahr eine Mitarbeiterin des Haaner Jugendamts bei jungen Familien klingelt und ihnen einen bunten Karton voller Informationen, Gutscheinen, Broschüren und auch einem kleinen Geschenk überreicht, ist das kein Vorwand für einen heimlichen Kontrollbesuch.

"In diesem Fall interessiert uns die häusliche Situation nicht", sagt Jugendamtsleiterin Elke Fischer. "Es geht nur darum, den Eltern zu ihrem Neugeborenen zu gratulieren."

Müttern und Vätern gute Wünsche zur Geburt in Form eines Begrüßungspaktes zu überreichen, ist nicht neu. Einige Gemeinden im Kreis Mettmann haben es bereits eingeführt, in Haan wird dessen Einführung seit dem vergangenen Jahr auf Antrag der CDU diskutiert.

"Denn auch Haan ist nicht die heile Welt", sagt Dagmar Formella, die zuständige Beigeordnete, die nicht für die Finanzen der Stadt, sondern auch für die Bereiche Jugend und Soziales verantwortlich ist.

Auch in Haan werden Kinder von ihren Eltern vernachlässigt, verwahrlosen, weil ihre Mütter und Väter überfordert sind. Bereits in diesem Jahr hat der Bezirkssozialdienst 27 Kinder stationär untergebracht.

Doch so weit will es die Stadt eigentlich nicht kommen lassen. Sie will aktiv werden, bevor ein Kind auffällt, bevor es ein Fall wird. Frühen Hilfen für Familien, ein soziales Frühwarnsystem, sollen installiert werden.

Was so theoretisch klingt, hat das praktische Ziel, vernachlässigte Kinder unter drei Jahren so früh wie möglich zu finden und zu schützen. Und dazu gehören auch die Begrüßungspakete, die ab 2010 an Neugeborene und deren Eltern in Haan überreicht werden.

Eine halbe Stelle hat die Stadt dafür eingerichtet und mit Anke Weber besetzt, die aus Sicht von Dagmar Formella und Elke Fischer ideal für diese Position ist. Anke Weber (37) ist studierte Diplom-Sozialpädagogin, als ehemalige Mitarbeiterin im Bezirkssozialdienst kennt sie die Haaner Verhältnisse.

Auch hat sie selbst zwei Kinder und ist eine sogenannte "Rückkehrerin" - sie war in Elternzeit und ist seit Mitte des Jahres mit der Einführung des Begrüßungspakets beschäftigt. Denn sie wird es auch sein, die die Pakete in die Familien bringt und dort überreicht - mit Unterstützung der Haaner Familienzentren. "Anke Weber macht präventive Arbeit. Nicht sie hilft weiter, sondern sie vermittelt Hilfe"

Doch Anke Weber soll nicht nur die Neugeborenen begrüßen, sie soll auch verstärkt an dem Aufbau des sozialen Netzwerks für den Kinderschutz arbeiten. Der regelmäßige Austausch zum Beispiel von Schulleitern und Erziehern in den Kindertagesstätten, die Einbindung von Fachkräften, wie Hebammen, Gynäkologen und Kinderärzten sowie von Beratungsstellen für Schwangere und Familien ist das Ziel.

Das Angebot soll die Betroffenen auch tatsächlich erreichen, den Kindern zu Gute kommen und Diskriminierung vermeiden. Dagmar Formella und Elke Fischer: "Es soll nicht der Eindruck entstehen, da kommt das böse Jugendamt."

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