Gruiten: Pastor Johannes Koch - Vater stand auf der Todesliste

Gemeinde: Der barrierefreie Weg zur Kirche im Dorf wurde nach Pastor Koch benannt. Er war ein streitbarer Gegner der Nationalsozialisten – auch in Gruiten.

Gruiten. Die evangelisch-reformierte Gemeinde Gruiten hat den neuen, behindertengerechten Weg zur Kirche im Dorf nach Pastor Johannes Koch benannt. Der Geistliche war zwar nur wenige Jahre in Gruiten tätig war, verdient aber dennoch einen festen Platz in der Geschichte des Ortes.

Eine ausführliche Lebensgeschichte von Pfarrer Koch-Mehring hat sein ältester Sohn, Udo Koch-Mehrin, geschrieben. Er wohnt inzwischen in Velbert-Neviges, den Kontakt nach Gruiten und zur Gemeinde hält er nach wie vor. Udo Koch-Mehrin hat sich ausführlich mit dem Leben seines Vaters auseinandergesetzt: "Noch auf dem Totenbett habe ich sehr intensiv mit ihm über die Zeit des Dritten Reichs gesprochen", erinnert er sich an die langen Unterhaltungen mit seinem Vater. Doch auch in Archiven ist er fündig geworden: Allein im hessischen Staatsarchiv Wiesbaden lagern etwa 200 Akten zu Koch.

Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten in Deutschland und der Verabschiedung der "Barmer Theologischen Erklärung" vom Mai 1934, an deren Vorbereitungskonferenz Pfarrer Koch beteiligt war, schloss er sich der "Bekennenden Kirche" an und hatte von Beginn an sowohl mit der Gestapo als auch der Kirchenleitung in Düsseldorf sehr große Schwierigkeiten.

Koch musste sich immer wieder mit Denunzianten und seinen Vorgesetzten auseinandersetzen. Schließlich wurde er von der Gestapo verhört und verhaftet. Schon 1936 wurde ihm mit der Ausweisung aus dem Distrikt gedroht, schließlich versetzte ihn die Landeskirche nach Gruiten. Dort bekam er bald wieder Besuch von der Gestapo. Deren Mitarbeiter versuchten, ihn einzuschüchtern und regimekritische Aussagen im Gottesdienst zu verhindern.

Sein Sohn berichtet auch von Spitzeln, die sonntags im Gottesdienst in der Kirche saßen.

Die evangelisch-reformierte Gemeine verhielt sich während dieser Zeit politisch neutral verhalten. Hinzu kam, dass die Gestapo laut Udo Koch-Mehrin in Frankfurt zwei Nummern schärfer war als in Düsseldorf."

"Wir Kinder haben von dieser Gefahr nichts gemerkt. Zumal wir zu dieser Zeit vor allem auf die Tiefflieger achten mussten", sagt Udo Koch-Mehrin. Seinen Vater hat er als an einen Mann in Erinnerung, der "korrekt und streng war, uns aber nie geschlagen hat. Er hatte einen großen Kreis von akademischen Freunden."

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