Erkrath: Viel essen und sonst nichts

Das Angebot an Lebensmitteln wird in einer Umfrage als gut bewertet. Aber ein ausgewogener Branchenmix fehlt.

Erkrath. "Einkaufserlebnisse zwischen Obststand und Wursttheke". So titelte die WZ am 25. Oktober 2008. In dieser Folge des zehnteiligen WZ-Bürgerbarometers wurden die Ergebnisse der Leser-Befragung zum Thema "Einkaufen in Erkrath" ausgewertet. Dabei kam heraus, dass in allen drei Stadtteilen vor allem Lebensmittel erstanden werden. Gerade mal 22,1 Prozent und 2,6 Prozent der von uns Befragten gaben an, Elektroartikel und Luxusgüter vor Ort zu kaufen.

Neun Monate später hat sich an den Gewohnheiten der Erkrather nichts geändert. Das erfuhr jetzt die Industrie- und Handelskammer (IHK) bei einer Befragung von Kunden und Kaufleuten. Danach schätzen die Menschen zwar das Lebensmittelangebot in Hochdahl, Alt-Erkrath und Unterfeldhaus nach wie vor, sind aber wenig begeistert, für Schuhe und Bekleidung in eine andere Stadt fahren zu müssen.

"Die Umfrage hat auch ergeben, dass in den Stadtteilen zum großen Teil nur Menschen aus dem jeweiligen Stadtteil einkaufen", sagte am Montag Ulrich Hardt, Leiter der IHK-Zweigstelle Velbert. Was die bekannte Vermutung stärkt, dass niemand "übern Berg" fährt, um sein Geld im Nachbarstadtteil zu investieren. Und wenn ein neues Fernsehgerät, neue Kleidung oder Schuhe auf der Einkaufsliste stehen, überwinden die meisten Erkrather ganz schnell die Stadtgrenzen.

Der unausgewogene Branchenmix in Erkrath ist ein Defizit, für das Kämmerer und Wirtschaftsförderer Heribert Schiefer die Eigentümer von Ladenlokalen verantwortlich macht: "Die Branchen, die wir brauchen, sind oft nicht in der Lage, die Mieten zu zahlen, die die Eigentümer verlangen", sagt er.

Viele Vermieter, so seine Einschätzung, "sitzen auf dem hohen Ross". Sie ließen ihr Eigentum lieber leer stehen statt die Mietpreise zu senken. Schiefer: "Es kann daher nicht nur eine Forderung in Richtung der Stadt sein, etwas zu verändern."

Ob mit der Neu-Eröffnung des ehemaligen Hertie-Kaufhauses an der Bongardstraße Anfang kommenden Jahres frische Einkaufslust bis Hochdahl weht, mag Hardt nicht bewerten. Diese Zurückhaltung bei der Einschätzung der Magnetwirkung einer C&A-Filiale hängt wohl mit einem Umfrageergebnis zur Hertie-Schließung zusammen: Lediglich in Alt-Erkrath gaben 41 Prozent der Befragten an, ein "sehr großes" und "großes" Interesse an dem Kaufhaus gehabt zu haben. In Hochdahl meinten das lediglich 17 Prozent der Befragten, in Unterfeldhaus war nur jeder Fünfte dieser Meinung.

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