Haan: Hilfe für Analphabeten

Katrin Ziel aus Haan weckt die Leselust bei Analphabeten. Sie hat Unterrichtsmaterial entworfen, das zum Beispiel in Kursen der VHS angewendet wird.

Haan. Erste Entwürfe entstehen immer noch auf dem Papier. Zu Hause oder im Bus, wann immer Katrin Ziel die Gelegenheit hat. Die kreative Ausarbeitung erfolgt dann am Computer. Katrin Ziel ist 24 Jahre alt, gelernte Mediengestalterin und studiert zurzeit Kommunikationsdesign an der Fachhochschule in Düsseldorf.

Das Händchen und der Sinn fürs Kreative liegen in der Familie. "Mein Vater ist Offset-Montierer in einer Druckerei. Er hat auch ein graphisches Verständnis", sagt sie.

Mit ihrem Talent hat sie zum Beispiel im Frühjahr dieses Jahres einen Kunst- und Designwettbewerb gewonnen, dessen Herausforderung ein neues Logo für die Polizei Düsseldorf war. "Das von mir entworfene Logo ziert jetzt unter anderem den Raum für die Pressekonferenzen der Polizei."

Ihr jüngstes Engagement auf Honorarbasis gilt dem Bundesverband Alphabetisierung und Grundbildung mit Sitz in Münster. Der Verband entwickelt und gibt so genannte Leichtlese-Texte heraus, mit denen Menschen in Alphabetisierungskursen lesen und schreiben lernen.

Angesichts des Superwahljahrs hat der Verband alle Bundestagsparteien zu bildungspolitischen Themen befragt. Die Kernaussagen hat Katrin Ziel in einem Themenheft zusammengestellt, das sich an Jugendliche und Erwachsene richtet, die nicht so gut lesen können beziehungsweise das Lesen gerade erst lernen.

"Die Lust zu Lesen und zu Lernen steigt mit dem Material", sagt sie. Und deshalb ist das Heft auch keine Aneinanderreihung von Word-Dokumenten. Stattdessen wurden die Antworten von allen Parteien in eine Geschichte aufgenommen, in der es um ein Gespräch mit Politikern geht, das von Jugendlichen organisiert wird.

"Die Schriftgröße war eine Herausforderung", sagt die Graphik-Designerin. Denn für Menschen, die das Lesen gerade erst lernen, darf die Schrift nicht zu klein sein, und die Zeilen müssen sinnvoll umbrechen.

130 Seiten hat sie gestaltet, mit graphischen Elementen in Form von Köpfen, mit großen Sprechblasen und einem Text, dessen Schrift in unterschiedlichen Farben das Lesen und die Orientierung im Text deutlich erleichtern.

Natürlich gibt es auch ein Methodenheft für die Lehrer. "Das Ganze kann man sich im Internet herunterladen", sagt sie. Dazu gibt es verschiedene Links, die zum Beispiel direkt zu einem Video von Bundeskanzlerin Angela Merkel führen. "Das habe ich noch mit reingebracht, aber solche Links sind heutzutage ja schon selbstverständlich."

Gut zehn Tage hat sie an dem Themenheft gearbeitet - neben ihrem Studium und ihrem Job in der Datenbankpflege der Metro in Düsseldorf, wo sie auch ihre Ausbildung absolviert hat.

"Das hat richtig Spaß gemacht", sagt sie. Während sie in ihrem Job Vorgaben folgen muss, konnte sie bei ihrer Arbeit für den Bundesverband Alphabetisierung frei denken und entwerfen. "Nach bestem Wissen und Gewissen", sagt sie.

Und das wird sie auch in Zukunft können, denn es sollen bis 2011 regelmäßig Themenhefte erscheinen. Katrin Ziel: "Da geht es nicht nur um Politik, sondern auch um Video und Film oder den menschlichen Körper."

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