Erkrath: Seifenoper um Macht und Mittagessen

Im Schulausschuss ging es um den Bau einer Schulmensa – und um viel mehr.

Erkrath. Kommunalpolitik interessiert Sie nicht? Wer die Mehrheit im Stadtrat hat, ist Ihnen völlig egal? Und die Namen Ehlert und Werner haben keine Erinnerungsspur in Ihr Gedächtnis gefräst?

Sie schauen sich lieber eine alte Folge von "Dallas" oder eine neue von "Marienhof" an, statt auf einem Treffen von Politikern zu gähnen, die sich im Zentrum der Bedeutung wähnen?

Dann haben Sie sich etwas entgehen lassen! Auf der jüngsten Sitzung des Ausschusses für Schule, Kultur und Sport wurde ein Stück aus dem richtigen Leben geschrieben. Schauen Sie doch mal rein.

Das Drehbuch ist schnell erzählt: SPD-Mitglied (besetzt mit Detlef Ehlert) will Bürgermeister werden. Der Amtsinhaber (Arno Werner) soll aus dem Rathaus vertrieben werden. Um dieses Ziel zu erreichen, wird taktiert und spekuliert.

Das geht dann so: Zunächst versichert sich Ehlert der Unterstützung der Grünen. Wenn die für ihn werben, ändert er seine Meinung, was die Bebauung der Neanderhöhe angeht und stimmt ebenfalls dagegen, Firmen dort Baurecht einzuräumen.

Um Werner beim Wähler - also bei Ihnen - ganz schlecht dastehen zu lassen, geht Ehlert auf Kuschelkurs mit Männern, die viel Geld haben. Sie besitzen große Firmen, haben Macht und Einfluss. Weil zwei von ihnen mit Werner gar nicht gut können, flüstern sie Ehlert und seiner SPD ein, sich auf ein riskantes Projekt einzulassen.

Einer der Bosse bringt den Vorschlag ins Spiel ein, für den Ganztagsbetrieb von Gymnasium und Realschule in Alt-Erkrath keine Mensa auf der grünen Wiese zu bauen, sondern statt dessen in der kleinen Turnhalle zu servieren. An ihrer Statt wird eine neue Turnhalle gebaut.

Der Leiter des Gymnasiums lässt sich vor den Parteikarren spannen und preist die Variante als die pädagogisch einzig wahre an, weil sie seinen Schülern kürzere Wege und ein sinnvolleres Raumkonzept biete.

Der Chef der Realschule weist hingegen auf den Nachteil für Schulsport und Vereine hin, wenn die Turnhalle jetzt geschlossen würde - und das bis zur Eröffnung einer neuen in frühestens eineinhalb Jahr auch so bliebe.

Die Dramaturgie wird gar noch gesteigert, als sich Ehlerts Parteifreundin Edeltraud van Venrooy in ihrer Funktion als Vorsitzende des Stadtsportverbandes auf Seiten der Leibesertüchtigung schlägt. Ach ja, dann geht’s auch noch ums Geld. Die SPD-Variante würde rund eine Million Euro mehr kosten. Sponsoren mit dicker Börse haben sich nicht gefunden.

Das Finale naht: Ehlert spielt auf Zeit und stellt den Antrag, vor einer Entscheidung für VarianteA oder VarianteB von einem Architekten die Preisdifferenz beider Planspiele exakt errechnen zu lassen.

Es kommt zum Schwur, zur Abstimmung. "Wer ist für den Antrag der SPD?" Mit Ausnahme der Hände sozialdemokratischer Abstammung gehen keine hoch - auch nicht die der Bündnisgrünen. Letzte Szene: Ehlert verlässt den Saal.

Meinen Sie immer noch, Kommunalpolitik sei langweilig?

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