Anfänge des öffentlichen Nahverkehrs in Monheim Mit der „Gleislosen“ fing 1904 alles an

Monheim · Monheim setzte schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts auf den öffentlichen Nahverkehr.

Elektrisch betriebene Straßenbahnen gab es zu Beginn des 20. Jahrhunderts eigentlich nur in Großstädten wie beispielsweise Köln oder Düsseldorf. Aber auch im damals noch sehr dörflich geprägten Monheim. Ein „technisches Kuriosum“, sei die „Gleislose“ gewesen, die seit dem 31. Mai 1904 vier Jahre lang zwischen der Frohnstraße und dem Bahnhof Langenfeld verkehrte, berichtet Stadtarchivarin Sonja Felten. „Das war etwas ganz Besonderes. Die Gemeinde war stolz darauf.“ Die Wagen seien auf der Straße gefahren und mit dem Stromnetz verbunden gewesen. Sie transportierten Personen und Güter. Im Prinzip hätten sie ähnlich funktioniert wie der Oberleitungsbus, der in Solingen fahre, erläutert Felten. Für die vier Kilometer lange Strecke von der Innenstadt bis zum Bahnhof brauchte man 20 Minuten. Das Transportmittel zuckelte mit 15 Kilometern pro Stunde die Straße entlang. Das ist noch etwas langsamer als der autonome Bus, der sich heute mit rund 20 Kilometern pro Stunde durch Monheim bewegt. Wurden Güter befördert, schaffte das gleislose Vehikel nur sechs Kilometer in der Stunde. 1908 war Schluss. Das „unfassbar schwere Gefährt“, so Felten, das an den Endhaltepunkten aufwändig mit Hilfe von Pferden wieder in die Gegenrichtung gedreht werden musste, machte die Straßen kaputt.

Im selben Jahr hatte der Stadtrat entschieden, einen Schienenverkehr einzurichten. Die erste Normalspurstrecke von Monheim nach Langenfeld sei am 5. Dezember 1908 eröffnet worden, sagt Sonja Felten.

Die Verbindungen wurden nach und nach ausgebaut. Seit dem 22. Januar 1909 war auch Hitdorf mit der Straßenbahn erreichbar, die Strecke wurde 1912 bis nach Rheindorf verlängert. Der dritte Strang führte seit dem 16. Dezember 1911 von Monheim nach Baumberg bis zur katholischen Kirche St. Dionysius. Bereits 1912 konnten die Monheimer auch das Lokal „Rheinischer Hof“ in Baumberg mit der Elektrischen erreichen. Anders als bei der Gleislosen, die aus mehreren Waggons für Güter bestehen konnte, wurden mit der Straßenbahn nur Personen und keine Waren befördert. Sie hatte nur einen Wagen. Aus der ganz frühen Zeit seien leider keine Fahrpläne mehr vorhanden, bedauert Felten. 1962 kostete die zehn Kilometer lange Strecke von Langenfeld Bahnhof nach Rheindorf 80 Pfennige, sagt sie.

Viele Jahre boomte der Straßenbahnverkehr. Die Schienen seien zwar im Zweiten Weltkrieg während der Bombenangriffe zerstört, anschließend aber rasch wieder repariert worden, so Felten. Zentrale Haltepunkte seien vor dem Rathaus, am Shellwerk, an der Kirche in Baumberg und natürlich am Bahnhof Langenfeld gewesen. Historische Fotos dokumentieren, dass Arbeiter im Shellwerk nach dem Dienst an der gegenüber liegenden Haltestelle auf die Straßenbahn gewartet haben. Die Rheinisch-Westfälische Straßen- und Kleinbahn GmbH habe den Bahnbetrieb (Schienen) von der Stadt gepachtet.

Im Jahr 1963 fuhren
die letzten Straßenbahnen

Doch in den 1960er Jahren hätten sich mehr Menschen ein Auto leisten können. Immer weniger fuhren Straßenbahn. Und es sei überliefert, so Felten, dass teilweise in der Politik argumentiert worden sei, die Straßenbahn behindere den Individualverkehr. Am 19. April 1962 beschloss der Stadtrat, den Straßenbahnlinienverkehr einzustellen. In dieser Sitzung seien auch die Bahnen der Stadt Monheim (BSM) gegründet und der Umstieg auf Busse beschlossen worden. Interessanter Anknüpfungspunkt: Das Farbschema der Bahnen (Reseda-Grün) ist später für die Busse übernommen worden.

Und so fuhr die letzte Straßenbahn am 16. November 1962 von Monheim nach Baumberg. Die Strecke zum Bahnhof Langenfeld wurde am 16. März 1963 letztmals bedient. Am 15. Juni 1963 starteten die letzten Fahrgäste von Monheim nach Rheindorf an die Felderstraße.

Der Busbahnhof mit fünf Fahr- und Haltespuren wurde im Juli 1964 eröffnet. Im März 1965 entstand im nördlichen Bereich eine Wartehalle, die 1969 um einen Kiosk ergänzt wurde, schreibt Stadtarchivar Michael Hohmeier im Monheim Lexikon. Doch auch dieser Bahnhof ist inzwischen Geschichte. Der Rathausplatz wurde 2011 umgestaltet, alle Linien halten jetzt an einem Mittelbahnsteig. Täglich stoppen 450 Busse in der Stadtmitte.

Der 1845 eröffnete Bahnhof Langenfeld im Ortsteil Katzberg lag ursprünglich auf Monheimer Gebiet. Da er von Monheim aber weiter entfernt war als von der Nachbargemeinde, bekam er deren Namen. Alle Versuche, den Bahnhofsnamen in Monheim zu ändern, stießen sowohl bei der Preußischen Staatsbahn als auch später bei der Deutschen Reichsbahn auf taube Ohren. Als der Ortsteil Katzberg 1938 nach Langenfeld eingemeindet wurde, hatte sich das Thema erledigt.

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