Höheres Zinsniveau verringert Immobiliennachfrage in Langenfeld und Monheim Höhere Zinsen dämpfen den Bauboom

Langenfeld · Die Inflation, die hohen Preise, fehlendes Baumaterial und gestiegene Hypothekenzinsen dämpfen den Bauboom in Langenfeld und Monheim.

 Wer jetzt seine Baufinanzierung in Angriff nimmt, muss steigende Zinsen einkalkulieren.

Wer jetzt seine Baufinanzierung in Angriff nimmt, muss steigende Zinsen einkalkulieren.

Foto: dpa-tmn/Christin Klose

Die Preise für Gebrauchtimmobilien in Langenfeld reagieren bereits auf den Zinsanstieg, teilt die Landesbausparkasse (LBS) mit. Über alle Objektarten hinweg seien die Angebotspreise im vergangenen Quartal um fünf Prozent zurückgegangen. Im Vorjahr waren die Preise noch konstant. „Es ist eine Beruhigung der teilweise turbulenten Preisentwicklung der vergangenen Jahre erkennbar“, sagt LBS-Gebietsleiter Kai Wille, der die aktuelle Empirica-Preisdatenbank für Langenfeld ausgewertet hat. So kosteten Eigentumswohnungen in Langenfeld durchschnittlich 3.688 Euro pro Quadratmeter, neun Prozent weniger als im ersten Quartal 2022. Vor einem Jahr sind die Preise im Vergleichszeitraum um vier Prozent zurückgegangen. Für gebrauchte Reihen- und Doppelhäuser mussten im 2. Quartal durchschnittlich 575 000 Euro und damit weniger bezahlt werden. Im entsprechenden Vorjahrszeitraum betrug die Teuerung noch vier Prozent.

Freistehende Eigenheime seien aber weiterhin besonders begehrt. Diese Objektart wird für durchschnittlich 679 500 Euro angeboten. Das sind zwei Prozent mehr als noch im ersten Quartal. Vor einem Jahr war die Preiseentwicklung dagegen noch konstant.

Basis der Empirica-Preisdatenbank sind alle Angebotspreise in Online- und Printanzeigen. Einen weiteren möglichen Effekt von Inflation und Zinsen sieht Wille: „Bisher musste meist davon ausgegangen werden, dass der tatsächliche Kaufpreis höher als das ursprüngliche Angebot lag. Jetzt haben Käufer oft wieder mehr Spielraum für Verhandlungen.“

Experten prognostizieren inzwischen einen Anstieg von Zwangsversteigerungen, der in den kommenden zwei Jahren noch deutlicher ausfällt. Vor allem bei den Häuslebauern, die ihre Baufinanzierung ausgereizt haben, wird es schwieriger werden, bei steigenden Zinsen und der höhere Inflationsrate auf Dauer die Immobilie zu halten.

Axel Quell, Bereichsleiter für Firmenkunden, Immobilienvermittlung und private Baufinanzierung VR Bank eG Bergisch Gladbach-Leverkusen, sieht das erheblich gelassener. „Wir gehen wegen unser soliden Finanzierungen davon aus, dass es nicht zu massenhaften Hypothekenausfällen kommt.“ Die Bank suche bei etwaigen Schwierigkeiten das persönliche Gespräch mit den Kunden und bespreche gemeinsam passende Lösungen. „Dabei gibt es eine Reihe von Möglichkeiten. An erster Stelle steht die Absicherung eines niedrigeren Zinsniveaus“, sagt Quell und verweist auf zinsgünstige Kreditmittel einzelner Produkte der Bank. Außerdem „beraten wir unsere Kunden zu möglichen Einsparpotentialen.“

Im Vergleich zum Januar habe sich das Zinsniveau für beispielsweise zehnjährige Zinsbindungen spürbar erhöht. In den vergangenen „drei Monaten sind starke Schwankungen innerhalb weniger Tage zu beobachten.“ Verlässliche Aussagen über Zinsentwicklungen könne derzeit niemand machen. Trotz der unsicheren Lage sei die Anzahl „der Finanzierungsanfragen selbst immer noch vergleichsweise hoch, jedoch gehen die Abschlüsse aufgrund der gestiegenen Lebenshaltungskosten/Energiekosten und dem stark erhöhten Zinsniveau zurück“, so der Bereichsleiter.

Zusätzlich belasten die Lieferengpässe in der Baubranche die Investitionen in Wohnraum, bestätigt der Abteilungsleiter Technik des Bauvereins Langenfeld, Giovanni Collura. „Unsere Planungen an der Königsberger Straße kommen nur langsam voran, weil die Preise permanent steigen. Unsere Vertragsunternehmen weisen uns ständig auf bevorstehende Erhöhungen hin.“

Die Preissteigerung betreffe alle Gewerke und liege inzwischen bei 25 bis 30 Prozent im Vergleich zum Januar des Jahres. Sorgen bereiteten ihm auch Schwierigkeiten in den Lieferketten beim Bau. Inzwischen hätten einige der Vertragsfirmen eigene Lager eingerichtet, um im Zweifel schnell Reparaturen durchführen zu können. Aber nicht jedes Ersatzteil sei sofort lieferbar.

„Aber wir haben zum ersten Mal in der Geschichte mit den Holzhackschnitzeln durchgeheizt. Wir hoffen, dass wir bei den Energiekostenabrechnungen deswegen zumindest nicht so viel teurer als im Vorjahr werden.“ Während des Regelbetriebes habe die Genossenschaft komplett aus Erdgas verzichtet. Jetzt hänge es davon ab, wie kalt der Winter werde, denn bei großer Kälte müsse Erdgas dazugenommen werden. Die Entscheidung des Vorstandes vor vielen Jahre auf die Holzhackschnitzel zu setzen, mache sich jetzt für die Mitglieder bezahlt.

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