Haan „Ins Haaner Bachtal habe ich mich sofort verliebt“

Haan. · Zum 1. Juli hat Jens Gabe seine Arbeit bei der Stadt begonnen. Ein Interview mit Haans neuem Landschaftsarchitekten über Haans Reize und seine wichtigsten Projekte, gelungene Spielplätze, Outdoor-Fitness und Nachhaltigkeit.

 Landschaftsarchitekt Jens Gabe sagt: „Die Gestaltung von Freiflächen ist für eine gelungene Architektur wichtiger als Gebäude.“

Landschaftsarchitekt Jens Gabe sagt: „Die Gestaltung von Freiflächen ist für eine gelungene Architektur wichtiger als Gebäude.“

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Jens Gabe hat gerade als Landschaftsarchitekt bei der Stadt Haan begonnen. Er unterstützt David Sbrzesny, Leiter des Baubetriebshofes, der bisher allein für die Planung der zahlreichen Projekte zuständig war, die in und für Haan geplant sind.

Herr Gabe, was wird Ihr ­erstes großes Projekt sein?

Jens Gabe: Das Konzept für die Innenstadt. Das wird äußerst spannend. Ich möchte mich gerne einbringen und finde es umgekehrt ungemein spannend, die Meinung der Bürger zu hören. Landschaftsplaner sprechen vom „Genius Loci“, dem Geist des Ortes. Ohne diesen kann man nicht vernünftig planen. Es ist wichtig, auf die Bedürfnisse der Menschen einzugehen, die in dem Ort leben.

Welche Erfahrung ­bringen Sie mit?

Gabe: Ich bringe 19 Jahre Berufserfahrung mit, habe in zwei Planungsbüros gearbeitet und viele große Projekte im Rheinland betreut. Ein sehr großes war auch die Neuplanung der Stadt Hanau, wo wir wirklich sehr viel verändert haben.

Warum haben Sie sich für Haan entschieden?

Gabe: Die Stadt hat einfach unglaublich viel Charme. Die vielen Grünflächen sind keine Selbstverständlichkeit. Ins Haaner Bachtal habe ich mich sofort verliebt, ins Sandbachtal auch. Besonders interessant ist für mich Haans Teilnahme am Projekt „Globale nachhaltige Kommune NRW“, da Nachhaltigkeit seit vielen Jahren mein Spezialgebiet ist. Und: Die wahnsinnig gute Erreichbarkeit durch die A 46 wird Haan künftig noch attraktiver machen.

Sie persönlich hat ­außerdem die Corona-Zeit zum ­Umdenken bewogen.

Gabe: Ja. Ich bin alleinerziehender Vater und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf wird hier bei der Stadt Haan wesentlich besser möglich sein als in meinem bisherigen Beruf. Da bin ich um 4 Uhr aufgestanden und habe bis 21 Uhr jongliert, um meine Arbeit und die Betreuung meines Sohnes vereinbaren zu können. Das wollte ich so nicht weitermachen.

Corona hat auch den Zugang vieler Menschen zur Natur verändert.

Gabe: Auf jeden Fall. Das finde ich richtig gut. Draußen zu sein gewinnt einen viel höheren Stellenwert: Düsseldorf verwandelt Stellplätze in Außengastronomie, Fahrräder sind teilweise ausverkauft, die Leute gehen in Parks, um Outdoor-Fitness zu betreiben. Das freut mich als Landschaftsarchitekt sehr, denn wir gestalten diese Freiflächen. Wir schaffen Lebensräume, keine Kunstwerke. Wenn ich mich ganz weit aus dem Fenster lehnen würde, könnte man fast sagen, dass die Gestaltung von Freiflächen für eine gelungene Architektur wichtiger ist als Gebäude.

In der Vorbereitung auf Ihre Stelle waren Sie unter ­anderem mit Ihrem Sohn auf Spielplätzen unterwegs.

Gabe: Ja, das war eine großartige Zeit für beide Seiten. Das Thema Spielplätze interessiert mich in meinem Beruf ganz besonders. Konkreter: Spielkonzepte. Es geht nicht darum, irgendwo eine Wippe aufzustellen, wo sie gar nicht hinpasst, oder eine Rutsche nach dem Zufallsprinzip auszurichten, so dass sie vielleicht nach Süden zeigt und viel zu heiß wird zum Rutschen. Mich interessieren Spielkonzepte wie das sehr gelungene des Ketteler Hofes, der Gymnicher Mühle oder des Metabolons. Auch in Haan wird es darum gehen: Was brauchen und möchten Eltern und ihre Kinder?

Was hat Sie generell am ­Beruf des Landschafts­architekten fasziniert, ­sodass Sie diesen Weg ­eingeschlagen haben?

Gabe: Ich war drei Wochen lang in Finnland zum Kanu-Wandern. Nach zwei Wochen wird man ja sehr stark eins mit der Natur, ohne Technik, ohne Waschmaschine und Co. Eines Tages saß ich auf so einem Findling, habe in die Natur geschaut und wusste: Das will ich machen. Mein Schwager ist zudem Professor für Landschaftsarchitektur, und meine Schwester hat zwei Planungsbüros, da lag das vielleicht auch nahe – der beschriebene emotionale Aspekt war aber eigentlich noch wichtiger für meine Entscheidung.

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