Tag der Arbeit: Ein Bekenntnis in der Krise

Das geplante Kraftwerk fand bei der Maikundgebung nicht nur Befürworter.

Krefeld. Nicht alle Krefelder Akteure waren begeistert, dass der DGB-Landesvorstand die Grünen-Bundesvorsitzende Claudia Roth für die Rednerliste der Kundgebung zum "Tag der Arbeit" im Stadtgarten nachnominiert hat.

Die Blonde mit dem Pilzkopf und dem roten Schal über der blassgrünen Lederjacke war eindeutig das "Zugpferd" für die etwa 2000 Teilnehmer, die ein Maifest aus einem Gemisch politischer Statements, heiterem Frühlingswetter und Fisch und Fleisch vom Grill erlebten.

Claudia Roth ließ sich auch von dem noch schnell gebastelten Banner der SPD mit Argumenten für das Kohlekraftwerk nicht davon abhalten, dagegen zu sein: "Krefelder, überlegt es Euch noch mal, es gibt auch Alternativen zu einem solchen Klimakiller."

In der ihr eigenen Lautstärke spulte Roth die Argumente gegen die Krisenverursacher und die Forderungen nach Arbeit als Basis für das soziale Leben, für Mindestlöhne, ein Klima der Gerechtigkeit und eine höhere Erbschaftssteuer ab, sah das Erbe von Ludwig Erhard demoliert und forderte strengere Regeln für Banken und Wirtschaft.

Roth hatte noch Glück: Bei den anderen Rednern versagte die Lautsprecheranlage zeitweilig, so dass der Krefelder DGB-Vorsitzende Ralf Köpke schon bei seiner Begrüßung ein Megaphon als "Flüstertüte" einsetzen musste.

Das hatte er aus der Marschbegleitung des Demonstrationszuges mit immerhin 500 Teilnehmern von der Fabrik Heeder, wo der DGB im Anbau seine Büros hat, zum Stadtgarten dabei.

Das Kraftwerk-Plakat, das später doppelte Konkurrenz von ebenso großen Anti-Bannern erhielt, hatten der SPD-Bundestagsabgeordnete Bernd Scheelen und OB-Kandidat Ulrich Hahnen über die Distanz geschleppt.

Waren sie gut sichtbar ganz vorn im Zug eingesetzt, bildeten Linke und DKP den Schluss, dazwischen ein von Pferden gezogener Planwagen von "Diebels"-Mitarbeitern.

Oberbürgermeister Gregor Kathstede bekannte sich zum Kraftwerksbau und der umstrittenen CO-Pipeline als bedeutend für den Industriestandort: "Arbeit ist das Fundament unserer Gemeinschaft und nicht abenteuerliche Renditeversprechen."

Krefeld werde seinen eigenen Weg aus der Krise finden.

Angesichts der Großen Koalition in Berlin schoss sich der Hauptredner, der Noch-Krefelder und Bald-Hamburger Claus-Harald Güster, stellvertretender Vorsitzender der Gewerkschaft Nahrung, Genuss und Gaststätten (NGG), auf die Neoliberalen ein und nannte als einzigen "Buhmann" namentlich Guido Westerwelle: "Der gehört abgewrackt, aber ohne Prämie."

Güster appellierte an die Verantwortlichen der Krise, sich zu bekennen, und an die Politik, ein drittes Konjunkturpaket aufzulegen und weitere 100 Milliarden Euro zu investieren.

Schon während Güsters Rede hatten sich viele Stadtgartenbesucher vom Duft der Grillstände und den leckeren Dönertaschen ablenken lassen.

Sie wollten nach den Statements die Atmosphäre des Stadtgartens rund um den sanierungsbedürftigen Pavillon genießen. Dabei konnten sie auch noch Tänzen zusehen und sich Anliegen von "Amnesty International" anhören.

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