Stadttheater: Der Weckruf zeigt Wirkung

Der Etat wird erhöht. Doch künftig drohen Engpässe.

Klarer als Stefan Diekmann hat niemand die Lage des Theaters im Frühjahr 2009 beschrieben: "Ich bin fassungslos, wie schnell das ging und wie absurd es ablief, wie fahrlässig und gedankenlos das Theater in einem halben Jahr vor die Wand gefahren wird", sagte der Schauspieler im WZ-Interview. "Es macht mich wütend, wie respektlos und verletzend die Politik mit uns umgeht."

Diekmann hat die Vereinigten Städtischen Bühnen inzwischen verlassen, doch sein Weckruf, viele andere Appelle und zwei große Demonstrationen in Krefeld und Mönchengladbach zeigen Wirkungt: Im letzten Moment vollziehen CDU und FDP - wohl auch aus Angst vor dem Volkszorn im Wahljahr - eine Kehrtwende: Teile der Etat-Erhöhung, die durch gestiegene Lohnkosten nötig geworden ist, gestehen sie dem Theater zu. Die dennoch geforderten Einsparungen sollen nicht die Kunst betreffen, sondern den Etat für Werbung und EDV.

Einen Tag nach dem entsprechenden Beschluss empfiehlt das lange erwartete Gutachten zur Struktur des Theaters das glatte Gegenteil: Die Firma Actori fordert Investitionen in eben diesen Bereichen, um langfristig Effizienz und Einnahmen zu steigern. Obwohl die Gutachter Mehreinnahmen für möglich halten und Einsparpotenziale benennen, prognostizieren sie dem Theater für 2015 eine Finanzlücke von vier Millionen Euro.

Die Politik diskutiert die erschreckenden Zahlen und wagt auf Initiative der CDU den großen Wurf: Das Theater erhält ab 2010 zusätzliche 900 000 Euro pro Jahr, es soll sich anhand der Vorschläge des Actori-Gutachtens verschlanken und zur gemeinnützigen GmbH umgebaut werden. Der neue Intendant Michael Grosse begrüßt das Konzept, weil es ihm Planungssicherheit verschafft. Gleichwohl birgt es Risiken: Ab 2012 droht trotz der Erhöhung ein Defizit. Zu dessen Vermeidung schließt Grosse einen Haustarifvertrag nicht aus.

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