Waldorfschule: Theaterbühne statt Klassenzimmer

Zwölftklässler der Waldorfschule lernen Texte, sind für Kostüme und die Werbung zuständig.

Waldorfschule: Theaterbühne statt Klassenzimmer
Foto: Andreas Bischof

Krefeld. Die Zwölftklässler der Waldorfschule machen derzeit eine besondere schulische Phase durch: In den letzten drei Wochen befand sich ihr Schulalltag im Ausnahmezustand, denn mit Hochdruck wurde für das Theaterstück „Die Befristeten“ von Elias Canetti geprobt. Täglich von 8 bis 10 Uhr und von 14.15 bis etwa 19 Uhr tauschen sie das Klassenzimmer mit der Bühne. Dazwischen ist Zeit für Unterricht und eine Pause. Und die Schüler sind nicht nur mit dem Lernen des Textes beschäftigt: auch das Bühnenbild und die Kostüme, das Programmheft und die Öffentlichkeitsarbeit fallen in ihr Aufgabengebiet.

Thematisch ist das Ganze nicht gerade leichte Kost. Denn der Titel ist wörtlich zu nehmen: In dem dystopischen Stück heißt jeder so, wie er in Jahren alt wird. Wer etwa 88 heißt, kann sich glücklich schätzen und über ein langes Leben freuen. Heißt man allerdings zehn, sieht das Leben ganz anders aus. Jeder weiß also genau, wann er sterben wird. Was aber die anderen nicht wissen, ist, wann man geboren wurde. Dieses Datum tragen die Figuren in ihrer Kapsel immer bei sich. Und nur der Kapselar darf diese nach dem Ableben einer Person öffnen. Und natürlich gibt es einen, der das strenge System hinterfragt: die Figur namens 50. Er wird der Sache auf den Grund gehen und damit für gehöriges Chaos sorgen.

Regie führt in diesem Jahr wieder ein Theaterprofi: Anna Brass, freischaffende Regisseurin, Theaterpädagogin und Schauspielerin, bekannt aus zahlreichen Produktionen des Kresch-Theaters, übernimmt wiederholt die Leitung des Klassenspiels einer zwölften Klasse. Und das ist nicht immer einfach: „Mit dieser Klasse habe ich richtig viel Glück. Alle sind sehr entspannt und wir kommen gut voran“, sagt sie.

16 Schüler zählt die Klasse. Zwei sitzen in der Technik, der Rest agiert auf der Bühne. Und zwar mit vollem Körpereinsatz, denn das Bühnenbild besteht hauptsächlich aus einem die Höhe und die Breite der Bühne ausfüllenden Baugerüst.

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