WZ-Bus: „In einem Jahr ist alles tot“

Die Uerdinger begrüßen das Einkaufsangebot, fürchten aber ein Ladensterben.

Krefeld. Seit Ende August können die Uerdinger das neue Einkaufszentrum am Röttgen nutzen. Dort, wo noch bis vor einigen Monaten ein betongrauer Bunker in den Himmel ragte, steht jetzt ein modernes Shoppingcenter samt Edeka-Markt. Die Rheinstädter sind gespaltener Meinung über den Neubau.

Das Uerdinger Urgestein Werner Schluckebier ist ein Kritiker der Anlage, doch am Service, und Angebot des Edeka-Marktes hat er nichts zu bemängeln. Dafür ist ihm die Innenausstattung "viel zu dunkel".

Besonders fürchtet Schluckebier den Zusammenbruch des Uerdinger Einzelhandels, der ohnehin bereits seit einigen Jahren kränkelt. "In einem Jahr ist hier alles tot", sagt Schluckebier. Es stehe bereits jedes vierte Ladenlokal auf der Niederstraße leer.

Karin Scheibe, die auf einer Radtour aus Duisburg-Rheinhausen in Uerdingen gelandet ist, denkt "dass die kleinen Geschäfte es merken werden. Aber jeder macht sein Geschäft."

Schluckebier hat sich den Neubau anders vorgestellt: "Eigentlich hatte ich eine große Passage mit Bekleidungsgeschäften erwartet, die hätten wir hier wirklich gebraucht. Stattdessen haben wir jetzt noch einen Bäcker".

Sein Bier kauft Schluckebier trotzdem im neuen Edeka-Markt, denn seine Lieblingsmarke wird in seinem alten Supermarkt nicht mehr angeboten.

Klaus-Peter Linke stört die Schlange an den Kassen: "Nur für einen Liter Milch lohnt sich das nicht." Paul Keller bemängelt wie Schluckebier die Innenausstattung: "Im Edeka ist es dunkel wie in einer Kartoffelkiste", kritisiert er.

Mit dem Warenangebot ist Keller zwar zufrieden, doch befürchtet er, dass gerade viele ältere Kunden damit überfordert sein könnten. "Für Uerdingen ist das einfach eine Nummer zu groß".

Er glaubt kaum, dass neue Kundschaft aus dem Umland gezogen werden kann. "Die meisten Bockumer fahren doch nach Rewe im Gewerbepark, wenn sie ihre Großeinkäufe erledigen wollen", sagt Keller.

Er hätte sich eine große Grünanlage auf dem Gelände des Bunkers gewünscht, "vielleicht einen schönen Park, so wie er hier vor dem Bunkerbau angelegt war". Aber es gibt auch positive Stimmen.

Wilfried Guttwinkel ist mit dem "Gesamtbild des Baus durchaus zufrieden". Er lobt die Architektur: "Hier stimmt einfach der Rahmen, das Center hat ein nettes Gesicht und die Fassade ist gegliedert."

Er befürchtet aber, dass der Neubau zu dicht an die Kurfürstenstraße grenzt. "So wird doch die Fahrbahn auf der linken Seite stark eingeschränkt", bemängelt der passionierte Fahrradfahrer.

Was Guttwinkel besonders am Edeka-Markt freut, ist das reichhaltige Feinkost- und Frischfischangebot. "So etwas haben wir in Uerdingen immer gebraucht". Die Parkplatzsituation am Center stört ihn nicht, da "der Parkplatz nach 16 Uhr leer ist".

Die negativen Stimmen zum neuen Einkaufszentrum kann sich Guttwinkel erklären: "Die Uerdinger sind bei neuen Bauwerken in ihrer Stadt zuerst immer skeptisch. Als die Sparkasse hier vor 30 Jahren gebaut wurde, haben am Anfang auch alle darüber gemeckert".

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