WZ-Mobil Wo sich die Rhein-Geister scheiden

Der neue Deichweg wurde kontrovers diskutiert.

WZ-Mobil: Wo sich die Rhein-Geister scheiden
Foto: Andreas Bischof

Krefeld. „Wenn Sie hier mit dem Rollstuhl bergab fahren, brauchen Sie einen Wurfanker, um stoppen zu können“, schildert Britta Schneider drastisch, was ihr am neuen Rheindeich in Uerdingen nicht gefällt. Die gepflasterte Rampe vom Parkplatz am Rheintor hoch auf den Deich sei einfach viel zu steil: „Versuchen Sie doch einmal, mit einem Rollstuhl hier hochzukommen. Das ist sehr schwierig.“

Vor allem die Mauer findet nicht vor jedem Uerdinger Gnade. Inci Bayraktar sagt klar: „Die schwarze Mauer ist sehr hässlich.“ Ihre Wohnung direkt am Rhein habe an Wert verloren. Und auch Hubert Buschmann stört „die dicke Mauer“. In anderen Rheinstädten könne man auf dem Boden sitzend den Fluss sehen: „In Uerdingen nicht.“ Und bis hier oben käme in hundert Jahren kein Hochwasser. Waltraud Mertenschledde dagegen zeigt Verständnis für Deich-Planer: „Die werden schon ihre Richtlinien haben, die die Höhe der Mauer bestimmen. Man kann es nicht jedem Recht machen.“

Für Bettina Schneider ist die Mauer aus einem anderen Grund nicht ideal: „Kindern im Buggy kann man den Rhein nicht mehr zeigen, dafür ist die Mauer einfach zu hoch. Man muss schon bis zur Brücke gehen. Dann geht es.“ Früher sei das anders gewesen.

Während sie das sagt, schiebt ein Pärchen seine Fahrräder an der Gruppe vorbei. Man sieht, dass sie sich nicht auskennen und nach dem richtigen Weg suchen. Wer sich auskennt, hat weniger Skrupel, den neuen Rheindeich per Drahtesel zu befahren, obwohl Schilder an den Wegen das verbieten. Und das stinkt einigen Anwohnern. „Ich möchte hier oben keine Radfahrer haben“, sagt Hans-Dieter Daniels.

Damit auch den Radfahrern ein Weg zur Verfügung stehe, müsste die Werft, also die Strecke unterhalb des Rheindeichs, freigemacht werden. Die Bezirksvertretung kenne das Problem. Aber es gebe ja offenbar Pläne, einen Radweg von Bayer bis zur Hafenbrücke anzulegen, so Daniels.

Dann wären da noch die Sitzgelegenheiten, über die man geteilter Meinung sein könne, meint Josefine Boom: „Ich finde es schön hier. Allerdings hat man als älterer Mensch Probleme mit dem Rücken, wenn man hier gesessen hat.“ „Dabei haben sie uns Bänke mit Lehnen verspochen“, erinnert Waltraud Mertenschledde.

Per E-Mail fragt Ursula Mende dazu: „Womit hat Uerdingen diese Betonblöcke mit Holzdeckel verdient? Wer kann sich hier entspannt mit einem Buch zurücklehnen?“ Das „Sitzelement“ signalisiere: Stehen ist gesünder. Und auch Inci Bayraktar kritisiert die „Betonklötze“: „Die sind ja noch nicht einmal modern.“

Was den jüngeren Uerdinger wirklich fehlt, bringt Dennis Kolfhaus auf den Punkt: „Eine Bude, an der man eine Wurst, ein Bier bekommt.“ Seine Begleiterin hat offenbar einen leicht anderen Geschmack: „Ein ,Burger to go´, das wäre doch mal was.“

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