Rock ’n’ Roll-Turnier in Uerdingen: Nostalgie auf dem Tanzparkett

Ein Turnier stand im Zeichen von Rock ’n’ Roll und Boogie Woogie — Petticoats und Clubjacken soweit das Auge reicht.

Krefeld-Uerdingen. Marilyn und Elvis blicken vom schwarzen Kulissenvorhang herunter auf das Treiben zu ihren Füßen. Boogie und Rock ‘n’ Roll, Petticoat und Pferdeschwanz, Clubjacken, wippende Füße in spitzen Schuhen — die „good old days“ prägen das Bild in der Sporthalle des Berufskollegs. Das Wochenende stand im Zeichen des Rock ‘n’ Roll-Turniers.

Am Samstag startete der SinterClaas Cup für Schüler, Junioren und Erwachsene, Sonntag folgte der Breitensportwettbewerb für alle Tanz- und Sportbegeisterten. Ganz neu im Programm war der Boogie. „Wir haben den Boogie in NRW wiederbelebt“, sagt Samuel Cassier, zweiter Vorsitzender des Krefelder Rock ‘n’ Roll Clubs „Number One“. Boogie Woogie sei etwas eingeschlafen.

Der mehrfache Europameister Andrea Pantaleo trainiert im „Number One“ den Boogie. „Unser Club hat den Boogie zum ersten Mal seit zehn Jahren wieder im Turnier. Acht Paare treten an“, berichtet Cassier. Am Samstag tanzen 66 Paare auf dem acht mal zwölf Meter großen Hallenboden im Wettstreit um die Pokale. In der Regel dauert ein Tanz eineinhalb Minuten.

Allerdings fragt sich der Zuschauer, ob Tanz das richtige Wort für die Darbietung ist. Akrobatik trifft es eher. „Rock ‘n’ Roll gehört zu den schnellsten und kraftvollsten Tänzen“, erklärt Alexandra Krohn. Die 34-Jährige tanzt seit ihrem 15. Lebensjahr. Im SinterClaas Cup tritt sie gemeinsam mit ihrem Tanz-Partner Samuel Cassier in der Boogie-Klasse an. „Etwas Nostalgisches umweht den Boogie“, sagt sie und schwärmt von Nylons mit Naht, Neckholderkleidchen und Schleifen im Haar. Aber kein Tanz sei so akrobatisch wie Rock ‘n’ Roll. „Einen Rückwärtssalto kann man nicht im Petticoat machen.“

Ein Blick auf die Bühne bestätigt das. Die bunten, glitzernden Trikots der Tänzer sind eng anliegend und sehr sportlich. In der A-Klasse begeistert ein Paar aus Belgien. Eigentlich tanzen sie nur noch als Show, denn sie sind in ihrer Klasse ohne Konkurrenz angetreten. „In der A-Klasse wird die Luft dünn“, sagt Alexandra Krohn ehrfürchtig. „Man braucht viel Mut. In NRW gibt es nur eine Handvoll A-Paare.“

Und dann zählt sie Figuren auf. Es gibt den Teller, eine Rotationsfigur zwischen den Beinen. Der Schwan ist eine Hebefigur, Münchener heißt der Schulterwurf, den man aus den alten Filmen kennt. Als sogenannte C-Kugel rotiert die Dame um den Körper ihres Partners. Diego ist der Überwurf mit Handstand. Und wie ein Schock-Salto aussieht, will man nicht wirklich wissen. Ein Doppelsalto mit Schraube ist für Alexandra Krohn das Schlimmste. „Das wird hier heute keiner machen“, sagt sie.

Die „Footloose Dancers“ aus Belgien halten ihren Pokal in den Händen und geben bei fetziger Musik eine Zugabe ihres Könnens. Die kleine Amber Boelen ist gerade 15 Jahre alt. Ihr Partner Kenny Philippaars ist 28. Eine große Zukunft ist ihnen gewiss. Alexandra Krohn schnappt sich derweil ihre Taschen mit den Petticoats und Trikots und macht sich auf den Weg. Sie hat an diesem Abend noch einen Show-Auftritt bei einer runden Geburtstagsfeier.

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