Scheutensche Bibliothek soll erhalten werden

Die Bürgergesellschaft Bismarckviertel und der Förderverein Moltkegymnasium sammeln Spenden, um das Erbe zu sichern.

Krefeld-Cracau. Eine gute Tat, am 19. Fructidor (Fruchtmonat, von August bis September) des Jahres 1800 vor dem Krefelder Notar Volkard Schmidt dokumentiert, entfaltet noch nach 210 Jahren ihre segensreiche Wirkung. Seinerzeit machte Adam Wilhelm Scheuten, unverheirateter Sohn einer bekannten Krefelder Fabrikantenfamilie, im Alter von 48 Jahren sein Testament. Und vermachte seiner Heimatstadt ein Jahr vor seinem Tode 15.000 Reichstaler zur Gründung einer Schule und seine riesige Bibliothek.

Erst am 1. Oktober 1819 entstand in Krefeld eine erste Lateinschule, die "Scheuten´sche Anstalt", das spätere Realgymnasium und heutige Gymnasium am Moltkeplatz. Dort befinden sich auch tausende Bände seiner zwischendurch fast vergessenen Sammlung. Sie ist nicht komplett, da Teile in der Vergangenheit im Kaiser-Wilhelm-Museum und in den Linner Museen in deren Sammlungen integriert wurden.

Der Restaurator Manfred Wüst kümmert sich seit Jahren um den Schatz, katalogisiert, restauriert und pflegt die mehreren tausend Bände. Der eigentliche "Altbestand" sind die Ursprungswerke bis zum Jahre 1900. Sie wurden im 1840 gegründeten "Historischen Leseverein" eifrig benutzt und seinerzeit in einem "Findbuch" notiert.

Das älteste noch vorhandene Werk stammt aus dem Jahre 1536, aber es geht dem Förderverein des Gymnasiums, der Schulleitung und eben auch der Bürgergemeinschaft Bismarckplatz um den Erhalt der gesamten Bibliothek.

Deshalb sammelt man Geld und ist damit recht erfolgreich. Erst kürzlich machte NRW-Kultur-Staatssekretär Heinrich Große-Brockhoff bei einem Bibliotheksbesuch ein honoriges Angebot: Das Land will die Sicherungsarbeiten mit 75.000 Euro, verteilt auf fünf Jahre, fördern, wenn aus Krefeld weitere 75.000 Euro dazu kommen. Die Bürgergemeinschaft und der Förderverein sind jetzt voller Hoffnung. Sie haben für das erste Jahr schon 10.000 Euro zusammen und sind sich sicher, den Rest auch noch zu schaffen.

In den nächsten Monaten werden bei Führungen im Bismarckviertel und in der Bibliothek wieder Spender gesucht, man vermittelt permanent Buchpaten und weckt auch unter den Schülern des Gymnasiums Freunde für das Historische. Vielleicht erlauben auch die rückläufigen Schülerzahlen in den nächsten Jahren einmal eine räumliche Ausbreitung, die den Werken gut tun würde.

Schon heute macht die Sammlung in ihren schmucken Regalen einen properen Eindruck. So sind nicht nur die Kostbarkeiten sicher gelagert, ein neues Erfassungssystem garantiert auch, dass jedes Buch problemlos gefunden wird. Nur muss dieses Erbe auch für viele kommende Generationen erhalten werden. Und die Initiatoren der Spendensammlung sind nur erfolgreich, weil sich die Bürger ansprechen und anrühren lassen.

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