Krefeld Lichter in der dunkelsten Nacht des Jahres

Im Iran wird der Übergang zum 22. Dezember mit dem Yalda-Fest zelebriert. Auch in Krefeld.

 Das hell erleuchtete Rathaus

Das hell erleuchtete Rathaus

Foto: Andreas Bischof

Krefeld. Bei Familie Sarvadian in Fischeln spielt die Farbe Rot eine wichtige Rolle, wenn am 21. Dezember die längste Nacht des Jahres anbricht. Die iranische Familie feiert die Wintersonnenwende, die längste Nacht des Jahres. Danach werden die Tage wieder länger. „Yalda“ heißt das Fest, das schon seit der Antike gefeiert wird. „Damals wurde zur Yalda-Nacht der Jahreswechsel begangen“, sagt Negin Sarvadian. Heute wird es von allen Iranern gefeiert, egal welcher Religion.

Krefeld: Lichter in der dunkelsten Nacht des Jahres
Foto: DJ

Der Begriff kommt aus dem Aramäischen — die Sprache, die Jesus gesprochen hat — und es bedeutet Geburt. Eine Parallele zum Weihnachtsfest. In dieser Nacht feierten die alten Perser die Geburt der Sonne und damit den Sieg des Guten über das Böse. Bei den Sarvadians steht auch ein Weihnachtsbaum im Wohnzimmer. Zu Yalda kommt ein Gedeck dazu, ein Tisch mit allerhand Süssem und mit Früchten drauf: Rote Äpfel, Granatäpfel, Trockenfrüchte, Nüsse und ganz viel Gebäck und Kuchen. Dazu ein Gedichtband des persischen Dichters Hafis, der im 14. Jahrhundert in der Stadt Schiras lebte — damals auch für Rotwein berühmt, den es zur Yalda-Nacht auch gibt. Aus seinem Gedichtband „Diwan“ wird rezitiert und die Zukunft gedeutet.

Helles Krefeld in dunkler Nacht
9 Bilder

Helles Krefeld in dunkler Nacht

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Im Vordergrund steht die Zusammenkunft: Negin begrüßt ihre Schwester Negar, die mit ihrem dreijährigen Sohn Daniel vorbeigekommen ist. Der stürmt auf seine Cousins Matin (10) und Nikan (2) zu, um sie zu begrüßen. Yalda ist ein Familienfest. „Die Ältesten erzählen Geschichten und lesen aus dem Heldenepos Schahname, dem Buch der Könige. Der Dichter Ferdausi hat die Geschichte des alten Perserreiches in Versform festgehalten — auch das Yalda-Fest kommt vor. „Es wird getanzt, gesungen und viel gegessen“, erzählt Negin Sarvadian. Die 37-Jährige ist seit knapp neun Jahren in Deutschland.

Im Iran wird das Fest je nach Region unterschiedlich gefeiert. Gemein ist, möglichst vom Sonnenuntergang bis zum Sonnenaufgang zu feiern. „Manche entzünden Lagerfeuer, um die Dunkelheit symbolisch zu bekämpfen“, erzählt sie. Dann holt sie eine große Wassermelone und scheibchenweise verteilt sie die rote Frucht als Nachtisch. Spät in der Nacht schlummern die Kinder in den Armen der Eltern ein. Die unterhalten sich noch lange und schwelgen in Erinnerungen, erzählen sich Geschichten davon, wie Yalda in ihrer Heimat gefeiert wird.

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