Wo die Natur in weite Ferne rückt

„Kunst in Krefeld“: Der Berliner Michael Danner zeigt in der Fotogalerie der Fabrik Heeder seine Japan-Impressionen.

Krefeld. Bei Caspar David Friedrichs "Wanderer über dem Nebelmeer" ist die zentrale Figur im Vordergrund quasi Projektionsfläche für den Betrachter. Mit dem Wanderer thront man über nebelverhangenen Bergen, versenkt den Blick mit ihm in die unberührte Natur. Das Verhältnis zwischen Natur und Mensch beziehungsweise Zivilisation spielt auch bei vielen Fotos eine Rolle, die der in Berlin lebende Michael Danner zwischen 1996 und 2001 in Japan aufgenommen hat und die jetzt in der Fotogalerie der Fabrik Heeder zu sehen sind.

Friedrichs "Wanderer" taucht hier in einer bezeichnenden Variation auf. Bei Danner ist es eine junge Japanerin, die über einer nebelverhangenen Bucht zu sehen ist. Man erblickt sie von der Seite, in der Ferne ahnt man ein paar Inseln. Die junge Frau ist hier nicht eine den Betrachter stellvertretende Projektionsfläche, sondern hauptsächlicher Bildgegenstand. Auf dem Fels, auf dem sie steht, hat man eine Fläche als Aussichtsplattform mit einem Gitter eingegrenzt. Die Frau hält ein Münzfernrohr in der Hand, sie klammert sich gewissermaßen an die Technik.

Danner rückt hier die Sehnsucht nach Natur und die gleichzeitige Naturferne im hochtechnisierten und bevölkerungsreichen Japan paradigmatisch gemeinsam ins Bild. In den japanischen Großstadtlandschaften, die Danner zeigt, ist Natur oftmals nur noch Dekoration - ein wiederkehrendes Motiv sind blühende Kirschbäume - oder auch sogar nur noch Zitat. Auf einem Bild ist ein Plakat, das ein Rehrudel auf einer Lichtung zeigt, vor einer Skyline zu sehen.

Sei es eine kleine künstliche Hügellandschaft oder auch nur ein schmales Rasenstück - der Mensch nutzt die mitten im urbanen Raum an Natur erinnernden Rückzugsräume intensiv, auch dies ein immer wiederkehrendes Motiv.

Das Nebeneinander von Tradition und Moderne in Japan rückt besonders ein Bild originell in den Blick. Mitten in der unüberschaubaren Dächerlandschaft einer Vorstadt ragt eine überlebensgroße Buddhastatue hervor, gleichzeitig scheint sie darin unterzugehen.

Geöffnet bis 28. Oktober (mo.-mi.: 8-16 Uhr, do.: 8-17.30 Uhr, fr.: 8-12.30 Uhr und nach Vereinbarung, Ruf: 33262.)

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