Iphigenie auf Tauris im Kresch - Klassiker im neuen Gewand

Fünf junge Talente vom Kresch meistern Goethes „Iphigenie auf Tauris“ in Originalton.

Krefeld. Goethe im Originalton — das ist ein harter Brocken! Aber trotzdem haben sich fünf talentierte Jugendliche vom Kresch-Theater an diesen Stoff gewagt. „Nach einer Woche haben die Schauspieler das Reclamheft von Iphigenie auf Tauris in die Ecke geschmissen“, gesteht der Regisseur René Linke, „noch nie haben sie so etwas Scheußliches gelesen!“

Doch sie ließen sich überzeugen und beschäftigten sich schließlich mit dem Klassiker, das in der stark gekürzten Form immer noch „Satz für Satz ein echter Goethe ist.“ „Es hat drei, vier Monate gedauert“, so Linke, „bis sie jeden Satz verstanden haben“.

Dabei bekamen die Nachwuchsschauspieler eine große Hilfe von Matthias Oelrich, dem Grandseigneur des Krefelder Schauspiels und somit einem erfahrenen Sprecher, der auch die Rolle des Königs Thoas übernahm. Er lobt die Leistungen der Jugendlichen: „Die sind wie Anfänger, die im Theater spielen, genauso gut!“

So überzeugend agieren die jungen Leute mit der Sprache des 18. Jahrhunderts und sind auch schauspielerisch in bester Form. Den Stoff der Iphigenie hat Linke in dieser Aufführung, die noch viermal im Februar und März auf der Studiobühne 2 der Fabrik Heeder zu sehen sein wird, eingedampft auf ein „Ein-Stunden-Format“.

Die Rolle der Hauptperson wurde dabei auf zwei Jungschauspielerinnen aufgeteilt: Ester Butt spielt die verbitterte und blutrünstige Seite der Iphigenie, die sauer darüber ist, dass sie geopfert wurde, während Charlotte Leuchter den netten Part der diplomatisch und human agierenden Frau übernimmt. Sie bewegt nicht nur das Kernproblem, die Annäherungsversuche des Königs Thoas abzuwehren, obwohl sich sein Gehilfe Arkas (Laura Brinkmann) sehr vermittelt einsetzt — sie hat verständlicherweise keine Lust, sich von dem alten Kerl anbaggern zu lassen.

Ihr zweites Problem ist noch ihr überraschend aufgetauchter Bruder Orest (Eduard Lind) mit seinem Freund Pylades (Marcel Rüge), denen sie wieder zur Flucht verhelfen und mit ihnen in die Heimat zurückkehren will. Dieses Happy End gelingt schließlich.

Obwohl die Schauspieler Goethes O-Ton sprechen, bleibt noch Raum für witzige kleine Zwischenbemerkungen in ihrer Sprache, die das Drama sehr auflockern. Wie die Priesterin Iphigenie, die ein Balkonkästchen an ein Tempelfenster hängt und dabei etwas Blumenerde verstreut: „Das ist immer so eine Sauerei!“

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