Der Fußball-Fan und der Farbenspieler

Alan Uglow und Herbert Hamak stellen ab morgen in den Häusern Esters und Lange aus.

Krefeld. Da hat jemand gründlich aufgeräumt. In Museum Haus Esters sind die prächtigen Erinnerungsräume der Malerin Karin Kneffel verschwunden. Als Ersatz hängen bis Mai die Bilder des Engländers Alan Uglow - und größer könnte der Kontrast kaum sein. "Kneffel schöpft aus der Fülle, Uglow aus der Leere", erklärt Museumsdirektor Martin Hentschel.

Wie wahr. Uglows meist großformatige Gemälde sind hauptsächlich weiß, das bisschen Farbe hat er als saubere Begrenzungslinien ganz an den Rand gedrängt. Würde man die Bilder horizontal auf zwei Böcke legen, hätte man eine tolle Tischtennisplatte.

Uglow selbst hatte wohl eher eine andere Sportart im Sinn. Er ist leidenschaftlicher Fan des FC Chelsea, seine Frau nennt ihn liebevoll "Hooligan". Obwohl seine Werke keine direkten Abbilder von Fußballfeldern sind, so zieht er doch Parallelen. "Der Fußball hat klare Regeln, mein Werk auch", erklärt er. Ihn scheinen die Strukturen zu interessieren, in denen sich das Spiel entfalten könnte - doch jedes Leben, jede Bewegung bleibt in den Bildern Fehlanzeige. Viele von ihnen heißen schlicht "Standard" und sind durchnummeriert wie Posten in einem Lieferschein.

Ganz so simpel, wie sie auf den ersten Blick erscheinen, sind die Arbeiten gleichwohl nicht. Bis zu 20 dünne Farbschichten hat der seit 1969 in New York lebende Künstler aufgetragen und seinen kargen Werken damit einen teils makellosen Glanz verliehen.

Mitten in der Vorbereitung der Ausstellung ist Uglow schwer erkrankt, so dass die Schau durch ältere Arbeiten und einige Fotos ergänzt werden musste. Das führt dazu, dass sich der sonst übliche Bezug zur Mies-van-der-Rohe-Villa nur schwer erschließt: Obwohl die Arbeiten sehr tief hängen, teils schräg an der Wand lehnen und in räumliche Beziehung zueinander treten, entsteht kein schlüssiges Gesamtbild.

Ganz anders nebenan in Haus Lange: Dort zeigt der Franke Herbert Hamak seine außergewöhnlichen Bilder, die oft wie Objekte aussehen, aber keine sein dürfen: "Hamak besteht darauf, dass seine Werke Malerei sind", erklärt Museumschef Hentschel. In einem selbst entwickelten Verfahren, das Hamak geheim hält, vermischt der Künstler Farbpigmente mit Polyester und Wachs. Er gießt das Gemisch in Formen und spannt eine Leinwand darauf.

Das Ergebnis ist von faszinierender Schönheit. Es entstehen Platten, Rahmen, Säulen und andere Formen, die aus einer transparenten Masse bestehen: Darunter schimmert als Symbol des Entstehungsprozesses noch die Leinwand hervor. Die Arbeiten fügen sich wunderbar in die Architektur ein, umschließen Türrahmen, blockieren Durchgänge, simulieren Säulen, Regale oder Kinderspielzeug, konservieren in sich andere Gemälde, die Hamak auf dem Flohmarkt gefunden hat.

Der Kern dieser Arbeiten sind die Farben, die der Künstler intuitiv einsetzt. Besonders interessieren ihn jene Pigmente, die wegen ihrer giftigen Wirkung verboten sind: "Seit dem Krieg sind etwa 170 Farben komplett verschwunden", erzählt Hamak. Ihren Reichtum neu zu entdecken, wird spätestens im Licht des Frühlings ein Erlebnis sein.

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