Am Ende unserer Zivilisation

Am Donnerstag feiert das mexikanische Stück „Ya Basta!“ Premiere.

Krefeld. Krefelds Schauspieldirektor Matthias Gehrt ist ein Weltreisender. Früher hat er selbst in fernen Ländern inszeniert, nun bringt er regelmäßig Regisseure und Autoren an den Niederrhein, die das hiesige Publikum mit ihrer Vision von Theater konfrontieren.

Nach dem rätselhaften „Bahman-Bagdad“ (Iran) und dem verstörenden „Hagel auf Zamfara“ (Nigeria) steht am Donnerstag die Uraufführung des mexikanischen Stücks „Ya Basta!“ von Jorge Angeles an. „Matthias Gehrt hat mich gebeten, so viel wie möglich Jorge zu sein“, sagt der 52-jährige Angeles. Da er in seiner Heimatstadt Guadalajara für indigenes Theater steht, also die Darstellungsformen der Ureinwohner, dürfte ein fremdartig spiritueller Abend auf die Krefelder warten. Die Schauspieler Helen Wendt, Felix Banholzer und Cornelius Gebert mussten jedenfalls erstmal traditionelle Tänze lernen, wie Angeles augenzwinkernd erzählt.

Die drei spielen einen deutschen Akademiker, einen Migrantensohn und eine mexikanische Medizinfrau, die sich zufällig begegnen. Die westliche Zivilisation ist zerstört, Machtstrukturen sind aufgelöst, Geld als Zahlungsmittel und Instrument der Ordnung existiert nicht mehr. „Die Euro-Krise macht das Stück noch aktueller“, glaubt Angeles.

Er möchte sein Werk als Kritik an Globalisierung und uferlosem Kapitalismus verstanden wissen: „Geld ist heute mehr wert als Leben“, sagt er. „Ihr schickt Millionen nach Griechenland, und die Menschen dort opfern sich dafür. Die USA unterstützen finanziell unseren Kampf gegen die Drogenbanden, doch wir bezahlen mit unseren Toten.“ Nicht zufällig ist der Titel des Stücks, „Ya Basta!“ (Es reicht!), zugleich der Schlachtruf der globalisierungskritischen, zapatistischen Volksbewegung ELZN.

Trotz der Nähe zu deren Botschaften möchte Angeles kein politisches Pamphlet formulieren: „Ich versuche immer, Geschichten über Menschen zu erzählen. Meine Stücke müssen aus den tiefsten Gefühlen heraus wahrgenommen werden.“ Dass dem hiesigen Publikum das gelingt, daran hat Angeles keinen Zweifel: „Ich habe hier sehr offene, sensible Menschen getroffen. Die Krefelder brechen mit dem Klischee, dass die Deutschen kalt sind.“

Uraufführung Donnerstag, 20 Uhr, Fabrik Heeder. Um 19.30 Uhr gibt es eine Einführung. Um 22.30 Uhr führt Angeles als Gastspiel zusätzlich sein Erfolgsstück „Toca la Tierra“ auf.

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