Handwerk in Krefeld Hutmacherin führt Lebenswerk ihres Mannes fort

Krefeld · Bis 2017 leitete Josef Dadon noch den kleinen Handwerksbetrieb. Seine Witwe Iris trat in seine Fußstapfen und hat eine neue Leidenschaft entwickelt.

 Hutmacherin Iris Dardon, hier beim glätten eines Hutes in ihrer Werkstatt, führt die Tradition ihres verstorbenen Mannes fort und fertigt in ihrem Atelier im Bückerhof an der Forstwaldstraße von Hand individuelle Hüte.

Hutmacherin Iris Dardon, hier beim glätten eines Hutes in ihrer Werkstatt, führt die Tradition ihres verstorbenen Mannes fort und fertigt in ihrem Atelier im Bückerhof an der Forstwaldstraße von Hand individuelle Hüte.

Foto: Andreas Bischof

Josef Dadon grüßt lächelnd von einem Bild am Eingang des Ateliers der Hutmacherei an der Forstwaldstraße. „Ich bin da. Das weißt du doch“, steht da geschrieben. Ihr Mann ist zwar seit 2017 nicht mehr am Leben, für Iris Dadon und die Gäste aber ist er immer noch präsent in der Werkstatt im Erdgeschoss. Dort, wo hunderte Hüte lagern, Rohlinge, Filz- und Strohstumpen, Holzformen. Sogar eine alte Presse, die sich Josef Dadon aus den Niederlanden mitgenommen hatte, steht da. Nicht in Betrieb, eher als Museumsstück. Denn auch bei der Witwe Iris Dadon gilt: Alles wird per Hand gemacht, die industrielle Fertigung ist nicht ihr Ding.

So sah es auch ihr Mann, der in der Region die Hutmacherei als Handwerk verstanden hat, seit er Anfang der 1990er Jahre aus Isreal nach Deutschland kam. Niemals geht man so ganz. Das ist in diesem Fall wörtlich zu verstehen. Zu den prominenten Kunden zählte die Schauspielerin Whoopi Goldberg, die ihn auf dem Hamburger Weihnachtsmarkt besuchte und 20 Exemplare seiner Kunst besitzen soll, oder auch der Komiker Bernd Stelter, der seine Familie mit Hüten eindeckte. „Ich wollte den Weg meines Mannes weitergehen“, sagt Iris Dadon: „Sonst würde mir etwas fehlen.“

Hüte halten auch
die Erinnerung wach

Hüte haben das Paar zusammengebracht, Hüte halten die Erinnerung wach. Kennengelernt hatte man sich, als Iris bei ihm eine Kopfbedeckung auf dem Kempener Weihnachtsmarkt kaufte. Für eine kleine Nachbesserung kam sie zu seinem Stand zurück. Er musste noch einmal Hand anlegen. So kam man ins Gespräch. Sie fanden zusammen, sie begleitete ihn zu Märkten und Ausstellungen, schaute ihm über die Schulter, wenn er für seine Kunden Hüte fertigte. Über 20 Jahre waren sie ein Paar. Sogar an seinem Todestag ging der Betrieb direkt weiter. „Josef war ein lebensfroher Mensch. Es kamen sofort Kunden vorbei, die ihn kannten und nahmen Abschied.“

Seither ist Iris Dadon die Hutmacherin von Krefeld. „Ich mag den Kontakt mit den Kunden. Ich lebe meine Kreativität aus. Es ist so, als würde ich in eine Welt abtauchen“, sagt die Krefelderin. Das Handwerk hat sie sich abgeschaut und sich selbst beigebracht. Sie fertigt Hüte auf Wunsch und nach Maß. Porkpies und Panama-Hüte seien auch heute noch sehr gefragt.

Dadon verkauft aber auch ausgefallene Fabrikate: knallrote Kopfbedeckungen. Damen kommen zu ihr ins Atelier, suchen einen Hut passend zu ihrer Garderobe. Oder auch Männer, die ein Stück für den Spaziergang durch den Wald benötigen. Ob Accessoire oder als nützlicher Schutz vor Regen und Sonne. Wünsche gibt es genug.

„Es wird wieder mehr Hut getragen“, sagt Iris Dadon. Sie will jeden Wunsch erfüllen: „Geht nicht, gibt’s nicht. Wir stellen alles selbst her. Das schätzen die Kunden.“ Sogar die Veredelung des Materials macht sie selbst mit Schellack-Plättchen. Das eine oder andere Mal spricht sie noch in alter Gewohnheit von „Wir“. Josef ist immer irgendwie noch da. Manche Hüte will Iris Dadon nicht verkaufen, sie als Erinnerungsstücke behalten. Mehr als 200 Exemplare sind im Atelier zu sehen, alle Farben sind vertreten.

Die Krefelderin ist auch Grafikdesignerin, sie macht Werbung. Was für sie der Hauptberuf ist und was ihre Nebentätigkeit, das kann Iris Dadon gar nicht so richtig sagen. Die Hutmacherei mache ihr sehr viel Spaß: „Man ist auf Märkten, macht viel mit den Händen. Es ist eine andere Welt. Ich genieße auch die Atmosphäre hier.“ Atelier, Werkstatt und Büro, das liegt in den mit Sonnenlicht gefluteten Räumen des früheren Bauernhofes an der Forstwaldstraße nur eine Holztreppe entfernt. Die Zufriedenheit der Kunden spornt sie zusätzlich an: „Es ist das schönste Geschenk, wenn die Kunden überglücklich sind. Es entstehen so auch Freundschaften.“

Eine bestimmte Sommermode entwirft Iris Dadon nicht: „Ich unterwerfe mich keiner Mode. Ich bin da recht eigenständig. Man kann heute ja sowieso alles tragen.“ Eigenkreationen seien noch in der Entstehung. Und auch an ein Buch mit Bildern und Hüten des Schaffens ihres Mannes will sie noch publizieren. „Er hat mir einen großen Schatz hinterlassen. Das inspiriert mich.“

In den Hüten steht nun auch auch ein Satz, der den früheren Schöpfer noch einmal in Ernnerung ruft: „Eine Hommage an Josef Dadon.“

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