Türkei-Referendum Erdogan-Anhänger feiern lautstark auf dem Ostwall

Nach Referendum: Polizei zählt bei Autokorso 70 Fahrzeuge. Mesut Akdeniz ruft zu Besonnenheit auf. Mustafa Ertürk warnt vor Spaltung.

Krefeld. Anhänger des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan haben am Sonntagabend auf dem Ostwall mit einem Autokorso lautstark das Ergebnis des Referendums zur Verfassungsänderung in der Türkei gefeiert. Nach Angaben der Polizei sollen rund 70 Autos auf dem Ostwall und umliegenden Straßen etwa anderthalb Stunden lang hupend unterwegs gewesen sein.

Wie ein Sprecher der Polizei mitteilte, gingen bei den Sicherheitskräften deshalb dutzende Beschwerden wegen Ruhestörung ein. Viel ausrichten konnten die Beamten gegen das Hupkonzert aber nicht. Mit drei Streifenwagenbesatzungen hätte man den Autokorso vor Ort lediglich beobachtet. Weitere Verkehrsverstöße hätte die Polizei vor Ort aber nicht festgestellt, heißt es von Seiten der Beamten. Alles in allem sei der Autokorso friedlich verlaufen. Mesut Akdeniz findet solche spontanen Feierlichkeiten von türkischen Mitmenschen nicht ungewöhnlich. „Das passiert bei Fußballspielen, das passiert bei solchen Abstimmungen. Das Gewinner-Lager jubelt halt — auch öffentlich“, sagt der Vorsitzende der Union der türkischen und islamischen Vereine in Krefeld.

Eine Bewertung zum Ausgang der Referendumsabstimmung fällt Mesut Akdeniz schwer. Eine generelle Spaltung in der türkischen Gesellschaft in Krefeld will er nicht ausgemacht haben. Trotzdem mahnt Akdeniz zu Besonnenheit und Ruhe. „Erstmal bin ich einfach froh, dass diese Abstimmung vorbei ist. Wie es jetzt weitergeht, muss man in Ruhe sehen. Ich hoffe, dass der Umgang miteinander wieder ein anderer wird“, sagt Akdeniz. Der bald anbrechende Fastenmonat Ramadan sei ein guter Anlass, die „rohen Worte“, die aus beiden Lagern vor der Abstimmung zum Referendum zu hören waren, zu vergessen und wieder zu einem Miteinander zurückzukehren.

Dass das Referendum auch in der türkischen Gesellschaft in Krefeld tiefe Gräben geschaffen hat, glaubt hingegen Mustafa Ertürk. „Erstmal muss man abwarten, ob die durchgegebenen Ergebnisse am Ende auch haltbar sind. Die Gefahr einer Spaltung ist meiner Meinung nach aber groß“, sagt der SPD-Ratsherr und sieht sich und andere in der Pflicht, durch Gespräche mitzuwirken, „die entstandenen Gräben durch die vielen Diskussionen rund um das Referendum wieder zu überwinden“.

„Gerade in Krefeld haben wir in der Vergangenheit gezeigt, wie gut die Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Teilen der türkischen Gesellschaft, der Stadt und der Politik funktionieren kann. Wir müssen das beibehalten“, erklärt Mustafa Ertürk.

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