Eine Halle als Geburtstagswunsch

Der Bouleverein Kretanque besteht seit 30 Jahren. Im Frühling 2017 verlorener seine Spielstätte und sucht nun eine neue.

Mitte. Es war ein gelungenes Fest zum 30-jährigen Bestehen des Boulevereins Kretanque 88. Die Mitglieder hatten zu einem Jubiläumsturnier eingeladen, rund 100 Spieler waren dabei. Aber irgendwie fehlte etwas — denn der Bouleverein hat seit dem Frühjahr 2017 keine eigene Halle, kein „Zuhause“ mehr. Zum Geburtstag der Gruppe wünscht sich der zweite Vorsitzende Thomas Stock deshalb eigentlich nur eines: „Dass wir eine neue Halle finden.“

1988 fanden zwei Krefelder Gruppen zusammen und gründeten gemeinsam den ersten Bouleverein der Stadt: „Kretanque“ nannte er sich, eine Kombination aus den Worten Krefeld und Pétanque, einer Variante des Boulespiels. Knapp zehn Spieler waren es zu Beginn. Die Vereinsgründung sprach sich aber schnell herum, so dass mehr und mehr Leute hinzukamen, erinnert sich Gründungsmitglied Stock (67). „Zeitweise waren wir der größte Bouleverein in ganz NRW.“ 1992 eröffneten die Mitglieder von Kretanque an der Südstraße eine der ersten Boulehallen in ganz Deutschland. „So hatten wir auch im Winter eine Gelegenheit zu spielen“, sagt Thomas Stock. Klar, bei zehn Grad und ohne Regen kann man zwar auch im Winter draußen Boule spielen. „Aber mal ehrlich“, findet der zweite Vorsitzende, „so richtig vergnüglich ist das nicht.“

1998 zog der Verein von der Südstraße um ins Palmenhaus der ehemaligen Stadtgärtnerei. Dort veranstalteten die Boulespieler große Turniere, internationale Spitzenspieler, Welt- und Landesmeister waren in Krefeld zu Gast. „Das war wirklich toll in der Palmenhalle“, denkt Thomas Stock nicht ohne Wehmut zurück, denn im vergangenen Frühjahr, als die Halle verkauft wurde, musste der Bouleverein ausziehen. Seither sind die derzeit 26 Spieler auf der Suche nach einer neuen Halle. Etwa 250 Quadratmeter groß sein muss sie und fünf Meter hoch. Sanitäre Anlagen sind außerdem wichtig, für eine Heizung könnten die Boulespieler im Zweifel auch selbst sorgen. Der Verein hat sich schon mehrere Hallen angesehen, auch die Stadt hat schon Domizile angeboten. Bisher passte es aber einfach nicht.

Einmal war die Halle viel zu groß, ein anderes Mal die Miete zu teuer. „7000, vielleicht 8000 Euro pro Jahr können wir aufbringen“, sagt Thomas Stock ganz deutlich. Was darüber hinaus geht, kann der Verein nicht stemmen. Für ein Fortbestehen des Vereins sei eine neue Halle sehr wichtig, betont der zweite Vorsitzende. Im Sommer spielen die Mitglieder von Kretanque derzeit bei einem befreundeten Verein an der Alten Gladbacher Straße oder in der offenen Bouleszene vor der Fabrik Heeder. Im Winter aber liegt das Vereinsleben weitestgehend auf Eis.

Neben einer neuen Halle wünschen sich die Boulespieler auch Nachwuchs. Das jüngste Mitglied der Truppe ist 33, generell liegt der Altersdurchschnitt aber bei um die 60. „Wir müssen mit populären Sportarten wie Fußball und Tennis konkurrieren“, ist sich Thomas Stock bewusst. In Frankreich, Belgien oder den Niederlanden gebe es eine lange Boule-Tradition, in Deutschland aber nicht.

„Wieso sollte also ein Jugendlicher ausgerechnet anfangen, Boule zu spielen?“, fragt der zweite Vorsitzende und beantwortet sich diese Frage eigentlich gleich selbst. „Weil das Spiel eine tolle Kombination aus Technik, Präzision und Kraft ist“, erklärt er, was ihn selbst so an Boule fasziniert. „Es steckt auch jede Menge Kopfarbeit drin. Man muss nicht nur seine eigenen Spielzüge durchdenken, sondern auch die des Gegenspielers einschätzen.“

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