Hohe Ansteckungsgefahr Solinger Familie an Tuberkulose erkrankt

Solingen · In Solingen sind drei Kinder einer Familie an Tuberkulose erkrankt. Der Stadtdienst Gesundheit habe alle gefährdeten Kontaktpersonen informiert und getestet. Betroffen davon sind eine Grundschule, eine Kita und ein Berufskolleg.

 Ein Arzt zeigt einen Tuberkulose-Fall anhand eines Röntgenbildes. Foto: Symbolbild/Archiv

Ein Arzt zeigt einen Tuberkulose-Fall anhand eines Röntgenbildes. Foto: Symbolbild/Archiv

Foto: picture alliance/dpa/Gregor Fischer

In Solingen sind drei Kinder einer Familie an ansteckungsfähiger Lungentuberkulose erkrankt. „Der Stadtdienst Gesundheit ermittelt, informiert und testet jetzt die Kontaktpersonen, bei denen das Risiko besteht, dass sie sich angesteckt haben“, heißt es in einer Mitteilung der Stadt am Dienstag.

Da Kinder nach Alter unterschiedliche Risiken haben, nach einer Ansteckung zu erkranken, sind die Maßnahmen in den betroffenen Einrichtungen verschieden. Im ersten Schritt wurden und werden daher alle Erziehungsberechtigten und Fachkräfte über den Fall und das konkrete weitere Vorgehen informiert. Es handelt sich um die Kindertagesstätte eines freien Trägers mit rund 60 Kindern, die Grundschule Scheidter Straße mit etwa 50 Kindern und das Mildred-Scheel-Berufskolleg mit etwa 80 Jugendlichen, die engen Kontakt zu den Erkrankten hatten. Erste Testungen in den Einrichtungen haben bereits begonnen, zugleich läuft die Suche nach weiteren Kontaktpersonen.

Bei Kindern unter 15 Jahren kann eine vorsorgliche Verabreichung von Antibiotika notwendig werden. Doch selbst ein positives Testergebnis heißt nicht, dass die Erkrankung bereits ausgebrochen ist. Angesteckte Personen sind noch nicht selbst ansteckend, da die Bakterien häufig Monate bis Jahre brauchen, bis es zur Erkrankung kommt. „Die Tuberkulose ist eine ernstzunehmende Erkrankung, aber mit Medikamenten im Allgemeinen gut behandelbar“, betont Dr. Annette Heibges, Leiterin des Stadtdienstes Gesundheit. Erst kürzlich gab es einen Tuberkulose-Fall in Lüdenscheid. red

Die wichtigsten Fragen und Antworten:

Wie wird Tuberkulose übertragen?

Die Krankheit wird von Bakterien ausgelöst, die beim Husten ausgestoßen werden. Andere Personen können sich durch das Einatmen der Bakterien anstecken, aber nicht über andere Wege, etwa über das Essen.

Was sind die Symptome?

Die Diagnose ist nicht einfach. Da die Symptome wie Müdigkeit und allgemeine Schwäche oft unspezifisch sind, können sie auch bei vielen anderen Erkrankungen auftreten. Lang anhaltender Husten, vor allem in Verbindung mit Nachtschweiß und Auswurf, kann auf eine Tuberkulose hinweisen, vor allem wenn bestimmte Risikofaktoren vorliegen. Dazu gehören etwa schwere chronische Krankheiten.

Was ist der Unterschied zwischen geschlossener und offener TBC?

In den meisten Fällen bricht die Tuberkulose nach einer Ansteckung nicht aus. Gefährdet sind insbesondere Menschen mit einem geschwächten Immunsystem, etwa durch Stress oder Alter, oder Kinder, bei denen das Immunsystem noch nicht komplett ausgebildet ist. Die Bakterien vermehren sich und die Krankheit wird im Röntgenbild sichtbar. Der Tuberkulose-Herd kann sich in der Lunge komplett abkapseln. Bei einer solchen "geschlossenen" Tuberkulose besteht keine Ansteckungsgefahr für andere. Bei einer "offenen" Tuberkulose werden die Tuberkel-Bakterien über die Atemwege durch Husten freigesetzt.

Wer läuft Gefahr, sich anzustecken?

Zu den sogenannten Kontaktpersonen gehört, wer bis zu einem halben Jahr vor der Klinik-Einweisung des Patienten mit diesem acht oder mehr Stunden in einem geschlossenen Raum verbracht hat.

Was geschieht beim Verdacht einer Ansteckung?

Die Kontaktpersonen des an TBC erkrankten Menschen werden von Mitarbeiterinnen des Stadtdienstes Gesundheit untersucht. Dies geschieht bei älteren Kindern und Erwachsenen mit einem Bluttest und bei Bedarf mit einer Röntgenaufnahme der Lunge. Bei kleineren Kindern erfolgt der Test über die Haut. Wichtig: Möglicherweise müssen weitere Tests und Untersuchungen durchgeführt werden. Erst acht Wochen nach dem letzten Kontakt mit dem Erkrankten ist das Ergebnis aussagefähig.Selbst ein positives Ergebnis heißt nicht, dass die Erkrankung bereits ausgebrochen ist. Angesteckte Personen sind im Allgemeinen noch nicht selbst ansteckend, weil die Bakterien Monate bis Jahre brauchen, um zu reifen.

Sind Verdächtige verpflichtet, sich untersuchen lassen?

Ja. Das Infektionsschutzgesetz (§§ 16 und 25) schreibt vor, dass Kontaktpersonen sich untersuchen lassen müssen. Das Gesundheitsamt erhält alle erforderlichen Unterlagen. Auch persönliche Daten müssen zur Verfügung gestellt werden.

Gilt die Krankheit nicht als ausgerottet?

Mit 5429 Fällen, die 2018 an das Robert-Koch-Institut übermittelt wurden, ist die Zahl der Tuberkulose-Erkrankungen in Deutschland gleichbleibend hoch. Ein jährlicher Rückgang um zehn Prozent wäre aber erforderlich, um das Ziel der Weltgesundheitsorganisation zu erreichen, Tuberkulose bis 2050 zu eliminieren. Trotz modernster Diagnoseverfahren und wirksamer Medikamente werden Erkrankte hierzulande häufig erst spät diagnostiziert, so dass sich eine der ältesten Krankheiten der Menschheitsgeschichte immer noch ausbreiten kann.

red

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