Umfrage bei Händlern Bonpflicht sorgt für unnötigen Müll

Kreis Viersen · Die neue Regelung trifft vor allem Bäckereien, die nun auch für ein einzelnes Brötchen einen Beleg ausdrucken müssen.

 Ab Anfang 2020 stehen die Bon-Drucker nicht mehr still. Für jeden Kauf muss man einen Beleg drucken.

Ab Anfang 2020 stehen die Bon-Drucker nicht mehr still. Für jeden Kauf muss man einen Beleg drucken.

Foto: picture alliance / dpa/Daniel Karmann

Um Steuerbetrug zu verhindern, sollen Händler ab dem neuen Jahr immer einen Kassenbon ausgeben müssen. Das sorgt nicht nur bei Unternehmen und Handelsverband Deutschland (HDE) für Kritik. Selbst Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) hatte Finanzminister Olaf Scholz (SPD) nun zu Änderungen an dem sogenannten Kassengesetz aufgefordert, das schon am 1. Januar 2020 in Kraft treten soll.

Auch von Bäckereien vor Ort gibt es Kritik an der Idee. Viele Bäckereien bieten ihren Kunden heute schon Kassenbons an, diese wollen den Beleg aber meist gar nicht, wenn sie nur für wenige Cent oder Euro ein Brötchen kaufen.

Manfred Oomen, der unter anderem in Vorst, Kempen und Anrath Filialen betreibt, hat für diese Pläne wenig Verständnis. Schon heute habe man elektronische Kassen, mit deren Hilfe sich jede Buchung nachverfolgen lasse, die gebongt werde. Wenn jemand unbedingt betrügen wolle, werde er das wohl auch in Zukunft können, nimmt Oomen an.

Oomen denkt auch an die Umwelt und den unnötigen Müll, der dadurch entsteht. Immerhin kaufen pro Tag 4000 bis 5000 Kunden in allen Oomen-Filialen. Erst vor wenigen Wochen hat Oomen an seinen zehn Standorten die Möglichkeit zur Zahlung mit EC-Karte eingeführt. „Der Trend geht dahin, dass immer mehr Menschen mit Karte zahlen möchten“, hat Oomen festgstellt. Auch das bedeutet einen vermehrten Aufwand. Nun kommt die Bon-Pflicht noch erschwerend hinzu.

Die meisten Kunden wollen
keinen Bon

Ähnliches weiß auch Claudia Greis von der Bäckerei & Konditorei Greis in Willich zu berichten. „Wir haben unsere Kasse nun schon einmal probeweise so umgestellt, dass immer ein Bon gedruckt wird“, berichtet Claudia Greis. Das Ergebnis war zu erwarten: Der Verbrauch an Kassenrollen steigt stark an. Gerade in Zeien, in denen alle von Umweltschutz redeten, kann sie diese Regelung nicht nachvollziehen. Die vielen Kunden, die nur wenige Brötchen kaufen, oder Schüler, die sich auf dem Weg zur Schule schnell ein Stütchen mitnehmen, brauchen den Bon nicht. Stattdessen landet er gleich vor Ort in der Bäckerei im Mülleimer. Dazu sei das Thermopapier nicht einmal recyclebar, gibt Claudia Greis zu bedenken. Sie stellt auch fest, dass es durch das Ausdrucken des Bons länger dauert, die Kunden zu bedienen. Es sei zwar nur wenig Zeit, aber wenn das Geschäft voll sei, mache das sehr wohl einen Unterschied. Die Willicherhin hofft, dass die Entscheidung zur Bon-Pflicht noch einmal überdacht wird.

Erst vor zwei Jahren habe man die Kasse umgestellt, berichtet Claudia Greis. Auch mit dem Ziel Steuerhinterziehung zu erschweren, müssen alle Einzelaufzeichnungen der Buchungen – also jeder Kassenbon – seit Anfang 2017 elektronisch gespeichert werden.

Verband: Bons mit zwei Millionen Kilometer zusätzlicher Länge

Durch die Pflicht diesen Bon auch noch auszudrucken, erwartet Handelsverband Deutschland (HDE) einen enormen bürokratischen Aufwand und erhebliche Kosten, heißt es in einer Pressemitteilung. „Wir rechnen mit mehr als zwei Millionen Kilometern zusätzlicher Länge an Kassenbons im Jahr“, so HDE-Steuerexperte Ralph Brügelmann. Der Verband kritisiert, dass die Belegausgabepflicht nicht zu einem Sicherheitsgewinn führt. Bereits mit dem ersten Tastendruck beim Kassieren werde eine Transaktion eröffnet, die sich bei einer mit einer technischen Sicherheitseinrichtung ausgerüsteten Kasse nicht einfach löschen lässt. Ob der Kunde einen Beleg bekomme, sei unerheblich.

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