Friedensnobelpreis Friedensnobelpreis für zwei Journalisten: Weise Entscheidung

Meinung · Heute gilt es, dem norwegischen Nobelpreis-Komitee Dank zu sagen, als Journalist, aber ausdrücklich nicht nur als Journalist. Die Vergabe des Friedensnobelpreises an Maria Ressa und Dmitrij Muratow ist eine sehr weise Entscheidung. Und es ist ein Votum, das zeigt, wie groß die Not in der Welt bereits ist.

 Zwei Journalisten erhalten den Friedensnobelpreis.

Zwei Journalisten erhalten den Friedensnobelpreis.

Foto: dpa/Heiko Junge

Über viele Jahrzehnte war Journalismus gegenwärtig, er war lästig, aber auch kurzweilig, laut, aber auch unterhaltsam. Er war Teil des gesellschaftlichen Lebens. Für besonders notwendig allerdings wurde Journalismus nur selten erachtet. Diese Zeiten haben sich geändert. Und das Nobelpreis-Komitee setzt dazu das Ausrufezeichen. Maria Ressa und Dmitrij Muratow kämpfen um Transparenz, um die Freiheit, denken und sagen zu dürfen, was ein jeder mag. Sie kämpfen mit Worten und Sätzen gegen Unterdrückung, gegen Lügen, Korruption und Autokratie. Schon allein das gereicht dem Friedensnobelpreis 2021 zur Ehre.

Aber es geht um mehr. Journalismus ist in Bedrängnis geraten. Seit es im Mediengeschäft zu oft nur noch um Reichweite geht, seit Machtmaschinen wie Trump, Putin, Erdogan oder Orban erkannt haben, wie sich mit alternativen Fakten vor allem über soziale Medien sehr erfolgreich Propaganda machen lässt, ist die Arbeit von Redakteurinnen und Redakteuren eine andere geworden. Heute ist es notwendig, die ordentlich recherchierte Nachricht mit Wucht von Geräusch auszusenden, sonst wird sie nicht mehr genügend gehört. Die Folgen sind auch in Deutschland nicht mehr zu übersehen. Dass vertrauliche politische Vorsondierungen quasi live auf dem Boulevard zu lesen sind, ist eine Folge, der peinliche Skandal um den Spiegel-Autor Relotius ist eine andere.

Deshalb gemahnt der Friedensnobelpreis an die beiden Journalisten nicht nur dazu, den hohen Wert des unabhängigen, aber kostspieligen Nachrichtenhandwerks zu schätzen. Er ist auch ein Auftrag für Verlage, Redakteurinnen und Redakteure, weiter der Verlockung zu widerstehen, Aufmerksamkeit vor Gründlichkeit, Sensation vor Seriosität zu stellen.

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