Aktion in vier Bundesländern Libanesische Familienclans: Polizei nimmt zwei Personen bei Razzia fest

Trier · Bei einer Großrazzia gegen libanesische Familienclans hat die Polizei am Donnerstagmorgen zwei Personen festgenommen. Der Schwerpunkt der Durchsuchungen lag in NRW und Rheinland-Pfalz.

 Symbolbild

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Foto: dpa/Paul Zinken

Die Bundespolizei und die Polizei im rheinland-pfälzischen Trier haben am Donnerstag bei einer Razzia gegen mutmaßliche Mitglieder einer Schleuserbande in vier Bundesländern zwei Verdächtige festgenommen. Die Schwerpunkte der Aktion lagen in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen, wie die Staatsanwaltschaft Trier mitteilte. Die Ermittlungen richten sich demnach hauptsächlich gegen einen libanesischen Familienclan aus dem rheinland-pfälzischen Bitburg.

Die Ermittler werfen den insgesamt acht Beschuldigten gewerbs- und bandenmäßiges Einschleusen von Ausländern sowie weitere Straftaten vor. Vier der Beschuldigten seien Mitglieder des Familienclans. Die Bundespolizei in Potsdam gab die Anzahl der durchsuchten Objekte mit 29 an.

Davon befanden sich 16 in Rheinland-Pfalz und zehn in Nordrhein-Westfalen. Daneben wurden zwei Objekte in Berlin und eines im Saarland durchsucht. Dabei wurden die Wohnungen der Verdächtigen sowie von Zeugen, Geschleusten und eines Polizeibeamten durchsucht. Insgesamt waren rund 400 Beamte im Einsatz.

Der Razzia waren Ermittlungen wegen Visafälschungen vorausgegangen, wie die Bundespolizei erklärte. Mit diesen Fälschungen sollen die mutmaßlichen Täter die Schleusungen nach Deutschland arbeitsteilig organisiert haben. Für die Schleusungen syrischer Staatsangehöriger seien zwischen Mitte 2018 bis 2019 in 26 Fällen unterschiedliche Flugrouten aus dem Libanon genutzt worden. Ziele seien Flughäfen in Deutschland und in den Niederlanden gewesen.

Mit Hilfe von Verbindungsbeamten der Bundespolizei in Beirut, Moskau, Kairo und Teheran hätten die Ermittler davon bisher zehn Schleusungen verhindern können. Der Familienclan habe Garantieschleusungen angeboten - daher hätten die Täter versucht, gescheiterte Schleusungen weiterhin zu ermöglichen. Daneben sollen die mutmaßlichen Täter Eigentumsdelikte begangen haben. In diesem Komplex richten sich die Ermittlungen gegen fünf Beschuldigte.

Gegen ein mutmaßliches Clanmitglied wird zusätzlich wegen des Verdachts der Bestechung ermittelt. Er soll einen Mitarbeiter einer Verwaltungsbehörde bestochen haben, indem er ihm Geld für eine Dienstleistung versprach. Gegen den Mitarbeiter wird ebenfalls ermittelt.

Auch gegen einen Polizeibeamten aus dem Kreis Bitburg ermitteln die Behörden. Er soll auf Bitten eines Clanmitglieds über seinen dienstlichen Zugang zum zentralen Verkehrsinformationssystem des Kraftfahrtbundesamts Halterabfragen getätigt und die Ergebnisse weitergegeben haben. Sowohl der Verdacht gegen den Behördenmitarbeiter als auch der gegen den Polizisten seien Zufallsfunde gewesen und stünden mit den Schleusungen nicht im Zusammenhang, erklärten die Ermittler.

(AFP)
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