NRW Europameisterin: „Ich liebe Willich!“

Willich · Welch eine schöne Nachricht: Nina Mittelham ist frischgebackene Tischtennis-Europameisterin! Die gebürtige Willicherin hat mit ihrem Doppel-Partner Dang Qiu den Titel im Mixed gewonnen. Im Finale in Warschau setzte sich das Duo mit 3:0 deutlich gegen die topgesetzten Slowaken Barbora Balazova und Lubomir Pistej durch.

 Nina Mittelham in Aktion bei der EM2021 in Warschau

Nina Mittelham in Aktion bei der EM2021 in Warschau

Foto: WZ/Bogdan Pasek / ETTU

Nina Mittelham wurde für die harte Vorbereitung belohnt. Damit nicht genug: Nach der EM ist vor Olympia - die 24-Jährige ist im Dauereinsatz. Für die WZ nahm sich die Leistungssportlerin Zeit, um Einblick in ihr Leben zu geben. Insbesondere ging es dabei auch um ihre Liebe zum Niederrhein.

Frau Mittelham, herzlichen Glückwunsch zum EM-Titel im Mixed-Doppel. Wie fühlen sie sich?

Nina Mittelham: Ich bin einfach nur froh, dass wir gewonnen haben. Es war ein harter Weg dahin, und es ist ein super Gefühl. Wir hatten vor dem Turnier überhaupt nicht damit gerechnet. Umso schöner ist es am Ende, gewonnen zu haben. Und nachdem wir im Halbfinale noch Matchbälle abgewehrt haben, ist es umso süßer.

Bald geht es für sie als Ersatzspielerin mit dem deutschen Tischtennis-Team nach Japan.  Haben Sie Rituale vor großen Spielen?

Mittelham: Im Tischtennis ist Konzentration sehr wichtig. Vor Spielen bin ich deshalb gerne etwas für mich alleine. So kann ich mich auf die anstehende Aufgabe besser konzentrieren. Aber ansonsten pflege ich keine großen Rituale.

Wie sind Sie eigentlich zum Tischtennis gekommen?

Mittelham: Mein Bruder Nico hat mich damals zu diesem wunderbaren Sport gebracht. Er hat früh mit Tischtennis angefangen und mich dann einfach mal mitgenommen. Es hat mir sofort Spaß gemacht und so bin ich dabei geblieben.

Was macht denn diesen Sport aus? Wieso sollten Kinder zum Schläger greifen?

Mittelham: Für mich ist Tischtennis hoch komplex und ich denke, jeder, der Tischtennis mal ausprobiert hat, sieht das genauso. Kinder lernen dadurch sehr gut mit ihrem Körper umzugehen und werden dabei auch noch mental auf die Probe gestellt. Es wird dabei nie langweilig und macht einfach sehr viel Spaß. 

Sie haben beim VfL Willich begonnen und sind anschließend zu Bayer Uerdingen gewechselt. Wer waren ihre prägenden Trainer hier am Niederrhein?

Mittelham: Am prägendsten war definitiv Ildiko Imamura, die mich damals auch nach Uerdingen geholt hat. Durch sie habe ich erst erfahren, welche Möglichkeiten es im Tischtennis gibt und auch, dass es eine Möglichkeit ist, dies professionell zu tun. Außerdem bin ich ihr sehr dankbar, dass sie mir das Spielen gegen Material nahegelegt hat. Durch sie habe ich heute keine Angst mehr vor unangenehmen Spielsystemen.

Wie viele Stunden muss man in der Nachwuchszeit trainieren, um auf ihr Niveau zu kommen?

Mittelham: Es ist sehr wichtig, schon in jungen Jahren viel zu trainieren. Tischtennis ist leider eine sehr trainingsintensive Sportart und dadurch bleibt es nicht aus, dass man sehr viel trainieren muss. Aus diesem Grund bin ich damals auch ins Internat gezogen, dort sind die Bedingungen nahezu ideal. Vor allem auch in Bezug auf die schulische Ausbildung. Ich habe damals täglich vier, eher fünf Stunden trainiert.

Wo sind Sie denn zur Schule gegangen?

Mittelham: Zuerst war ich auf der Grundschule Willicher Heide, danach auf dem St. Bernhardt Gymnasium in Schiefbahn, ehe es mich nach Düsseldorf ins Internat zog. Ab der siebten Klasse war ich auf dem Lessing-Gymnasium und Berufskolleg in Düsseldorf. 2016 habe ich mein Abitur absolviert.

Welche Verbindungen haben sie zum Niederrhein?

Mittelham: Ich lebe noch immer in Willich, es ist mein Lebensmittelpunkt – meine Heimat! Dadurch habe ich noch Kontakt zu einigen meiner ehemaligen Schulkameraden und Freunden. Außerdem wohnt meine Familie in Willich, das ist klasse. Ich fühle mich hier pudelwohl.

Welche Ecken mögen Sie am liebsten am Niederrhein? Wo sind sie am liebsten unterwegs?

Mittelham: Ich war früher sehr viel Schwimmen beim SV Neptun im Naturfreibad in Krefeld. Außerdem gehe ich noch gerne in den Borussia-Park und feuere die Fohlen an. Da ich Gladbach-Fan bin, ist das super, dass es nicht so weit weg ist. Ansonsten bin ich gerne mit dem Fahrrad an der Niers unterwegs. Am liebsten aber bin ich bei meinen Eltern zuhause im Garten.

Was macht Willich so besonders für sie?

Mittelham: Ich liebe Willich, weil wir eine kleine Stadt sind, die alles Nötige zum Leben hat. Aber wir sind keine Millionenstadt. In Großstädten ist mir immer zu viel los. Ich mag lieber die Ruhe. Die habe ich in Willich und wenn man doch mal etwas Anderes sehen mag, haben wir genug schöne Gegenden um uns herum. Außerdem finde ich super, dass wir sehr viele Radwege haben. Der Niederrhein ist eine Fahrradregion und man ist damit fast schneller als mit dem Auto am Ziel.

Sie mögen keine Millionenstädte, spielen aber in Berlin. Wie ist es gekommen, dass Sie für den TTC Eastside spielen?

Mittelham: Berlin ist der größte Verein im Frauen-Tischttennis in Deutschland und da hat es sich angeboten zum TTC zu wechseln. Berlin geht jedes Jahr auf Titeljagd, das war sehr verlockend und ich fühle mich dort auch gut aufgehoben.

Mit ihrem Club haben sie in der abgelaufenen Saison sehr erfolgreich: Sie gewannen Ende April die Meisterschaft in der Bundesliga, dazu der Pokalgewinn und der Sieg in der Champions League. Das Triple geholt – mehr geht nicht. Wie gefällt Ihnen die Hauptstadt?

Mittelham: Im Verein fühle ich mich sehr wohl, aber die Stadt gehört definitiv nicht zu meinen liebsten. Sie ist mir viel zu groß und es gibt eindeutig zu viel Verkehr dort. Allerdings gefällt mir dort die Bahnverbindung. Jede 5 Minuten kommt die gleiche Bahn und wenn man vom Land kommt, dann ist das schon erstaunlich.

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