Düsseldorf Tote in Bilk Teil einer Mordserie?

Es kursiert die Theorie, dass die Frau, die zwei Bilkerinnen getötet haben soll, auch einen Doppelmord 2010 in Düsseldorf beging.

Düsseldorf: Tote in Bilk Teil einer Mordserie?
Foto: Polizei/Zanin

Düsseldorf. Der Fall hat Deutschland schockiert: Eine 35-Jährige wird festgenommen, weil sie einen 79-Jährigen in Gießen getötet haben soll. Aus Habgier. Dann gibt die dortige Staatsanwaltschaft am 17. August bekannt, die Frau soll auch zwei Düsseldorferinnen — Mutter (86) und Tochter (58) — an der Karolingerstraße umgebracht haben. Und wieder soll sie sich dadurch bereichert haben. Die Ermittler arbeiten derzeit mit Hochdruck an der Anklage. Aber werden darin tatsächlich alle Opfer der mutmaßlichen Raubmörderin enthalten sein. Oder gibt es weitere — sogar hier in Düsseldorf? Konkret: 2010 an der Kettwiger Straße?

Düsseldorf: Tote in Bilk Teil einer Mordserie?
Foto: Polizei/Zanin

Zur Erinnerung: Im aktuellen Fall wurden EC-Karten der jüngeren Düsseldorferin in der Wohnung der Verdächtigen entdeckt. Diese hatte damit wohl direkt um die Ecke der Tatwohnung Geld abgehoben. Eine mit Kopftuch verhüllte Frau ist auf den Bildern der Überwachungskameras in der Bank zu sehen. Die Leichen waren zuvor am 10. Mai entdeckt worden — wohl drei Tage nach dem Tod der Frauen. Die Ermittler waren aber zunächst von einem sogenannten erweiterten Suizid ausgegangen — die Tochter tötete ihre Mutter und dann sich selbst.

Düsseldorf: Tote in Bilk Teil einer Mordserie?
Foto: Polizei/Zanin

Rückblende: vor fast genau fünf Jahren an der Kettwiger Straße. Dort entdeckte man am 4. September 2010 zwei Leichen in einer Wohnung. Es handelte sich um ein Rentnerpaar — sie 91, er 86 Jahre alt. Sie hatten sehr zurückgezogen gelebt, waren Ende Juli zuletzt lebend gesehen worden — vieles hatte auch dort auf einen erweiterten Suizid hingedeutet. Die Ermittler stellten fest: Es fehlte eine EC-Karte. Diese wurde zurückverfolgt. In Hannover und Griechenland war mit ihr im August Geld abgehoben worden, insgesamt 7000 Euro. Auf den Bildern der Überwachungskamera: eine Frau mit Kopftuch. Sie wurde nie gefasst.

In Düsseldorfer Sicherheitskreisen kursiert bereits die Theorie von einer mutmaßlichen Serienkillerin, die sich als Pflegerin Zugang zu älteren Menschen verschafft — die Verdächtige, die in U-Haft sitzt, hat wohl medizinische Kenntnisse —, sich deren Vertrauen erschleicht, an die Geheimnummer für die Karten kommt. Und die ihre Opfer dann umbringt, um mit dem Geld zu verschwinden. Karolingerstraße und Kettwiger Straße: Die Tatorte sollen fast identisch ausgesehen haben. Fast schon drapiert. Der inszenierte Schauplatz einer Familientragödie hinter verschlossenen Türen. Das Rentnerpaar 2010 starb, so die damaligen Presseauskünfte, durch starken Druck auf den Brustbereich. Mutter und Tochter in Bilk durch stumpfe Gewalt gegen Kopf und Oberkörper. Auch das passt scheinbar.

Thomas Hauburger von der Staatsanwaltschaft in Gießen hat im Rahmen seiner Ermittlungen nach der Verhaftung der 35-Jährigen in der ganzen Republik nach möglichen weiteren Taten geforscht — auch weil in deren Wohnung neben der Schmuckschatulle und den EC-Karten der 58-jährigen Bilkerin andere verdächtige Gegenstände gefunden worden waren. „Bislang haben wir keine konkreten Hinweise, dass sie weitere Mordtaten in Deutschland begangen hat“, sagt er aber auf Nachfrage unserer Zeitung. Der Fall Kettwiger Straße sei ihm ein Begriff. Jedoch: „Wir können nach dem derzeitigen Stand keinen Bezug herstellen.“ Weiter will er nicht ins Detail gehen.

Vom Sprecher der Düsseldorfer Staatsanwaltschaft, Ralf Herrenbrück, ist immerhin zu erfahren, dass man die Akte zum Fall Kettwiger Straße nach Gießen geschickt hat — mit der Bitte um Prüfung. Offensichtlich sind es auch den Ermittlern hier zu viele Parallelen, um sie zu ignorieren. Jetzt muss die Soko in Gießen prüfen, was die Theorie aus der NRW-Landeshauptstadt in der Praxis taugt.

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