Schulen proben den Aufstand

Nach wie vor warten vor allem Gymnasien auf von der Stadt versprochene Ausbau-Projekte.

Düsseldorf. Der Baustau an vielen Schulen bleibt eines der heißesten Streitthemen in der Stadt. Denn mit dem Schulstart vergangene Woche wurde offenbar, wie massiv die Probleme an etlichen Schulen weiterhin sind. Die WZ hat sich selbst ein Bild gemacht.

Gymnasium Gerresheim, Am Poth: Weil hier naturwissenschaftliche Räume völlig fehlen und es zu wenig Platz für die wachsende Ganztagsbetreuung gibt, probten die Elternvertreter vor der Sommerpause im Rathaus den Aufstand. Zwar hat die Stadt hier eine schöne neue Mensa gebaut, die ist aber mit 100 Plätzen zu klein, so dass nur ein Teil der Schüler hier essen darf. „Eine üble Zwei-Klasssen-Gesellschaft“ sieht Urs Klaassen, der Elternpflegschaftsvorsitzende, darin. Vor drei Jahren habe die Stadt einen großen Erweiterungsbau versprochen — „weil das Schulamt selbst ein Raumdefizit von über 1000 Quadratmetern ermittelt hat.“

Die Stadt habe dem Gymnasium den Ganztagsbetrieb quasi aufgedrängt — und verweigere jetzt die Investitionen für eine gute Umsetzung. Weitere Klage von Schulleiter Dirk Schnelle: „Das Lehrerzimmer ist viel zu klein. Auch das ist der Stadt seit langem bekannt.“ Beim WZ-Besuch in einer Pause bestätigt sich der Befund, obwohl etliche Lehrkräfte erst gar nicht ins Lehrerzimmer kommen.

Rückblick: Als die CDU-FDP-Stadtregierung 1999 begann, erbte sie einen gigantischen Sanierungsstau und legte deshalb den üppigen „Masterplan Schulen“ auf, bei dem bislang über 350 Millionen Euro in die maroden Schulgebäude investiert worden sind. Aber durch die längeren Schultage (z.B. durch Ganztag oder „Turbo-Abitur“) wuchs der Baubedarf zuletzt sprunghaft an, was vor allem bautechnisch kaum zu bewältigen ist. Zudem erwog die Stadtspitze, den Sanierungsetat in den nächsten Jahren von 30 auf 24 Millionen Euro abzuspecken — sehr zum Missfallen der rot-grünen Opposition, die eine Erhöhung fordert. Nun soll es laut CDU und FDP bei den 30 Millionen Euro bleiben.

Die Stadt hat dieses Jahr eine Prioritätenliste erstellt, auf der jedoch werden manche Schulen bis ins Jahr 2021 vertröstet: „Natürlich hätten alle gerne jedes Problem sofort und perfekt gelöst, aber das geht nun einmal nicht“, sagt Barbara Thewes vom Dezernat Planen und Bauen. Zusätzlich zur Liste versuche man aber, mit Übergangsmaßnahmen (z.B. Containern) nachzubessern und provisorisch zu helfen.

Die Schulen beruhigt das nicht. Lothar Juppen etwa, Leiter des Heinrich-Hertz-Berufskollegs in Oberbilk, hat da schon zu viel mitgemacht. Lange wartete er auf Erneuerung der maroden Chemieräume. Erst als es durch die Decke regnete, reagierte die Stadt. Schäden wurden ausgebessert, ein Neubau für die Räume ist nun absehbar. Aber auch das heruntergekommene Klohäuschen aus den 50er Jahren ist offenbar nie saniert worden und eine Zumutung. „Das stand mal mit im Masterplan, ist aber aus finanziellen Gründen nach hinten gerutscht“, sagt Juppen.

Das ist auch dem Lore-Lorentz-Berufskolleg in Eller passiert. Dem Unkundigen präsentiert sich ein schicker Neubau an der Heidelberger Straße. Doch darin ist nur ein Teil der Schule untergebracht. Leiterin Angelika Pick hatte gehofft, dass der Altbau 2011 kernsaniert wird: „Nun aber wird sich in den kommenden Jahren doch nichts tun.“ Das Gebäude bräuchte dringend eine neue Heizung.

Im Annette-Gymnasium in Benrath wurde die ehemalige Lehrküche zur vorübergehenden Mensa umgestaltet. Die Schule ist im zweiten Jahr im Ganztag, damit alle Kinder hier essen können, wird in fünf Schichten ausgeteilt. Die ersten Schüler müssen schon um halb zwölf zum Mittagessen. Weiteres Problem: Es gibt nur drei kleine Aufenthaltsräume. Aber inzwischen sind weit über 200 Fünft- und Sechstklässler im Ganztag, dazu kommen die Oberstufenschüler, die Nachmittagsunterricht haben. Schulleiterin Brigitte Vinke: „Wenn die Schüler bei schlechtem Wetter nicht auf den Hof können, wird es viel zu eng.“

Trotz solcher Probleme und Mängel sind die Schulleiter aber nicht nur unzufrieden. Offenbar hat sich die Kommunikation mit der Stadt zuletzt merklich verbessert. Konrad Großmann vom Rückert-Gymnasium zum Beispiel wartet zwar noch auf eine Außensanierung der unansehnlichen Betonhülle, sagt aber auf der anderen Seite: „Die Stadt hat hier schon viel investiert, wir haben eine Cafeteria bekommen, eine Mensa und die Sporthalle wurde erneuert.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort