Schulen kämpfen gegen den Niedergang des Pausenbrots

Gutes Essen ist zunehmend Thema in den Schulen. Trotzdem bringen immer weniger Kinder etwas Gesundes von zu Hause mit.

Düsseldorf. Ernährung und Schule, das Thema wird regelmäßig diskutiert. Mal ist es die häufig schwache Qualität des Essens in den Mensen, mal die Klage von Lehrern, dass viele Kinder morgens ohne Frühstück in die Schule kommen. Aber wie steht es eigentlich um das Essen, das die Schüler von zu Hause mitbringen: das Pausenbrot? Die WZ hat sich in Düsseldorfer Schulen umgeschaut und umgehört.

In der fünften Klasse der Joseph-Beuys-Gesamtschule sind sich die meisten Kinder einig: Am liebsten mögen sie weiches Toastbrot mit Nutella. Heute haben viele aber Käse oder Wurst als Belag, dazu Obst. Die Regel ist das aber nicht unbedingt: „Ich habe oft Nougat-Bits dabei“, erzählt León. Auch Cornflakes und Ähnliches werden einigen Kindern morgens in den Schulranzen gepackt.

In der fünften Klasse haben sehr viele Schüler regelmäßig Essen im Tornister, etwa ab der 8. bis 9. Klasse lässt das aber langsam nach, hat Klassenlehrer Armin van de Lücht beobachtet. Deshalb versucht die Schule, über das Sortiment am Kiosk Einfluss zu nehmen: Chips und Schokoriegel werden dort nicht mehr verkauft.

Ernährung ist in den vergangenen Jahren immer mehr zum Thema in den Schulen geworden. Schon in der Grundschule erfahren Kinder im Sachkundeunterricht oder Projektwochen, was gesundes Essen ist und was nicht. Die Bürgerstiftung finanziert Obstfrühstücke in manchen Schulen, andere erarbeiten eigene Kochbücher. In der Justus-Liebig-Realschule steht Ernährung sogar im Deutschunterricht auf dem Stundenplan.

Jedoch: Das kommt nicht immer bei den Familien an. Christa Hecker ist Schulleiterin an der Gumbert-Grundschule in Eller. Ihre Beobachtung: „Das klassische Graubrot mit Käse oder Kinderwurst ist deutlich weniger geworden.“ Viele Kinder würden morgens zum Bäcker gehen und sich ein Fertigbrötchen kaufen. Manche kämen auch mit einem Croissant oder einer Milchschnitte an: „In diesem Fall sprechen wir die Kinder gezielt an.“

Hecker wundert sich darüber, denn selber Schmieren kostet einfach weniger Geld als Fertigprodukte kaufen: „Zum Teil sind das Familien, die über wirklich wenig Geld verfügen.“

Auch in der Gumbertschule versuchen die Lehrer, den Kindern einen Sinn für gute Ernährung zu vermitteln. Es gibt eine Kochgruppe am Nachmittag, in den Klassen wird über Essen geredet, die ersten Klassen bekommen Besuch von einer Frau aus dem Gesundheitsamt.

Skeptisch betrachtet auch Dörthe Hellmund das Essverhalten vieler Kinder. Die Ernährungsberaterin hat jahrelang an Düsseldorfer Schulen als Lehrerin gearbeitet. In vielen Familien fehle morgens die Zeit, weil beide Eltern berufstätig sind. Zudem seien viele Menschen auch nicht mehr bereit, die Mühe auf sich zu nehmen, sich morgens in die Küche zu stellen, Brote zu schmieren und Möhren zu schnippeln. Außerdem fehle vielen das Wissen über richtige Ernährung. Die Werbung für ungesunde Produkte tue ihr Eigenes.

Ähnliche Beobachtungen hat Schulleiterin Christa Hecker gemacht. Sie kennt aber auch andere Familien. Es gibt auch Kinder, deren Eltern morgens gar nicht mit aufstehen.“

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