Mordfall Susanne Lucan: „Ich möchte nur die Wahrheit wissen“

Die Mutter von Susanne Lucan sagte am Dienstag im Prozess aus. Dabei konnte Inge Meuter die Tränen nicht zurückhalten.

Düsseldorf. Neun Jahre lang wartete Inge Meuter auf diesen Augenblick. Im Landgericht sitzt sie Thomas S. gegenüber, dem Mann, der ihre Tochter Susanne Lucan am 20. November 2004 umgebracht haben soll. Ruhig und gefasst schildert die 66-Jährige die siebenjährige Beziehung des Paares, bis sie dann doch in Tränen ausbricht, als sie von der Beerdigung der 27-Jährigen erzählt. „Ich fühle weder Hass noch Rache. Ich möchte nur die Wahrheit wissen. Sonst gebe ich keine Ruhe“, antwortet Inge Meuter auf die Frage von Richter Rainer Drees, was sie von dem Prozess erwarte.

Lange Zeit sei es eine sehr glückliche Beziehung gewesen: „Ich fand das so toll. Die waren wie ein altes Ehepaar.“ . Bis zum Oktober 2011. Da saß Thomas S. auf dem Sofa und soll Susanne erklärt haben: „Ich weiß nicht, ob ich dich noch genug liebe.“ Das Paar packte zwei Taschen zusammen, der 39-Jährige zog zurück zu seinen Eltern. „Der Thomas ist weg“, berichtete Susanne Lucan ihrer Mutter weinend am Telefon.

Schon vorher hatte Thomas S. an Depressionen gelitten und war auch in Behandlung. Zunehmend hatte er sich körperlich von Susanne Lucan zurückgezogen. Die ahnte damals noch nicht, dass ihr Freund mit einer Arbeitskollegin angebandelt hatte, mit der er mittlerweile auch verheiratet ist. Stattdessen entschuldigte sie sein verändertes Verhalten mit der Krankheit.

Lange hoffte Susanne Lucan, „dass alles wieder so wird wie früher“. Thomas S. war immer noch regelmäßig bei ihr, die beiden unternahmen auch gemeinsame Ausflüge. Noch einige Wochen vor der Tat war das Paar nach Bad Neuenahr gefahren. Danach war die 27-Jährige völlig euphorisch und erzählte der Mutter, dass man sich wieder „richtig geküsst“ habe.

Von dem 20. November hatte sich Susanne Lucan offenbar viel erhofft. Ihre Mutter hatte sie gebeten, an dem „heiligen Freitag“ auf keinen Fall zu stören. Es sollte der letzte Tag ihres Lebens sein.

Dass ihre Tochter tot war, erfuhr Inge Meuter erst sonntags, 20 Stunden, nachdem die Leiche entdeckt wurde. Da war die 66-Jährige in Tunesien, kehrte aber am nächsten Tag aus dem Urlaub zurück. Inge Meuter habe sich sehr gewundert, dass sie die schreckliche Nachricht von ihrem Bruder erfuhr und nicht von Thomas S. selbst: „Der hat mich noch 20 Stunden lang herumhopsen und tanzen lassen.“

Sie habe lange nicht geglaubt, dass der 39-Jährige der Mörder ihrer Tochter sein könnte. Beide gingen sogar noch gemeinsam zur Beerdigung. Dann kommen Inge Meuter doch die Tränen. Sie schildert, dass sie mit Thomas S. in die Friedhofskapelle gegangen ist, wo der Sarg stand. Er habe ein Kreuz gestreichelt und gefragt: „Wer kann so etwas nur machen?“ Nachdem die anderen Gäste gegangen waren, kehrten Inge Meuter und Thomas S. nachmittags sogar noch einmal ans Grab zurück: „Er hat am ganzen Leib gezittert und sagte ’Schlaf gut, mein Schatz’.“

Der Polizei warf die 66-Jährige vor, dass man ihr nicht frühzeitig gesagt habe, dass Thomas S. in der Nacht, als Susanne Lucan starb, bei einer anderen Frau gewesen ist. Sie hatte den Ex-Freund ihrer Tochter bei der Vernehmung noch in Schutz genommen, als nach einer möglichen Freundin gefragt wurde: „Niemals.“ Dass es eine andere Frau gab, gestand Thomas S. ihr Wochen später, ausgerechnet bei einem gemeinsamen Besuch am Grab von Susanne Lucan.

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