Messer-Attentat im Gericht: Training für den Ernstfall

Bei der streng geheimen Übung floss am Donnerstag jede Menge Theaterblut. Test für die Ersthelfer.

Düsseldorf. Vor Gericht fallen oft Entscheidungen, die für das Leben der Beteiligten entscheidend sind, ganz gleich, ob es um eine Haftstrafe, eine Scheidung oder um Geld geht.

Darum kochen die Emotionen manchmal hoch, das hat in den vergangenen Jahren immer wieder zu Gewaltausbrüchen bei Prozessen geführt. Um im Notfall damit umzugehen, gibt es beim Amts- und Landgericht 22 Ersthelfer, die dann gemeinsam mit den Wachtmeistern die Lage in den Griff bekommen müssen. Die wurden am Donnerstag erstmals bei einem vermeintlichen „Ernstfall“ auf die Probe gestellt.

Thomas Brüggemann und Horst Nüsse, dessen Schwägerin Theater spielt und das künstliche Blut beisteuerte, hatten die Geheim-Übung seit Tagen vorbereitet. Ausgangssituation war ein Prozess im Familiengericht, wie er jeden Tag stattfindet. Doch dann kommt es zur Eskalation. Der geschiedene Ehemann geht auf seinen Nebenbuhler los und sticht ihn mit einem Messer nieder.

„Obwohl wir sehr intensive Kontrollen am Eingang durchführen, kann man nicht zu hundert Prozent garantieren, dass es nicht doch jemandem gelingt, eine Waffe herein zu schmuggeln“, so Stefan Coners, der Pressesprecher des Amtsgerichts. Zuletzt war sogar ein Messer bei einem Mann gefunden worden, der wegen Mordes angeklagt war.

Eingeweiht waren am Donnerstag die beiden Hauptbeteiligten. Den Bösen machte Michél Rutert von der Staatsanwaltschaft. Und zwar so überzeugend, dass dabei sogar ein Papierkorb zerstört wurde. Dazu floss das Theaterblut reichlich, als die Wunde von Markus Eger „dekoriert“ wurde, die der Rechtspfleger von den Messerstichen im Bauch davongetragen hatte.

Die drei Ersthelfer, die am Donnerstag Dienst hatten, ahnten nichts von der Übung. Ihre Kollegen schauten sich das Geschehen an, um für den Ernstfall zu lernen. Und stellten fest, wie lang die Zeit werden kann, wenn ein Mann mit einem Messer neben seinem hilflosen Opfer steht.

Es dauerte etwa zwei Minuten, bis die Wachtmeister eintrafen und ihren Kollegen von der Staatsanwaltschaft actionreich entwaffneten und abführten. Für die Sanitäter war der Rest Routine. Die Blutung der Wunde war schnell gestoppt.

Die Ersthelfer haben übrigens auch ohne Übungen viel zu tun. Im vergangenen Jahr gab es in den Gerichten 22 chirurgische und 31 internistische Notfälle. Darunter waren Brüche, Schnittwunden, Verbrennungen und Brüche. Drei Patienten erlitten einen Herzinfarkt und mussten notversorgt werden.

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