Susanne Tremper als die Callas: Mit dem Feuer einer Opern-Göttin

Susanne Tremper verwandelt sich in dem Kammerspiel „Meisterklasse“ in der Komödie in die gefallene Diva Maria Callas.

Düsseldorf. „Sie haben nur gesungen; das ist so gut wie gar nichts“, entfährt es der Göttlichen in einer ihrer Meisterklassen. Maria Callas, die griechische Opern-Tragödin, duldet kein Mittelmaß.

Zu ihren Glanzzeiten in den 50er Jahren stellt sie an sich höchste Ansprüche, und nach Beendigung ihrer Gesangskarriere, stimmlich und seelisch am Abgrund, beginnt sie zu unterrichten. Die legendäre Masterclass an der New Yorker Juilliard School findet Eingang in ein Theaterstück zwischen Komödie und ernstem Kammerspiel, geschrieben von dem amerikanischen Bühnenautor Terrence McNally.

Nun schlüpft Susanne Tremper an der Komödie Steinstraße in die Rolle von „La Divina“, mehr noch: Sie verwandelt sich in die elegant-zynische Gestalt der gefallenen Göttin. Im schlank geschnittenen schwarzen, weiß abgesetzten Chanel-Kostüm und passender Handtasche, die schwarzen Haare zum Knoten gebunden, vornehm blass und etwas blasiert, schreitet Frau Callas auf der Bühne umher.

Man wird zum Besucher ihrer Meisterklasse und gerät auch gleich ins Visier der meinungsfreudigen Dozentin. „Bitte kein Applaus — wir sind hier nicht im Theater!“ Man sei gekommen, um zu arbeiten. Das erfordere absolute Konzentration und Aufmerksamkeit bis ins kleinste Detail. „Ich sehe unter Ihnen niemanden, der ein gewisses Etwas besitzt — schaffen Sie sich eins an!“, empfiehlt die Callas mit leicht triumphierendem Lächeln.

„Unser erstes Opfer, wo ist es?“, ruft sie aus. Und es erscheint ein etwas naiv linkisches Geschöpf namens Sophie de Palma (Sopranistin Désirée Brodka). Sie redet sich gleich um Kopf und Kragen mit ihrem Gestammel über ihre künstlerischen Ziele, etwa eine berühmte Sängerin zu werden wie eben die Callas.

Die Diva verzieht indigniert das Gesicht. Der Unterricht beginnt, doch Frau de Palma kommt über den ersten Ton einer Bellini-Arie nicht hinaus. „Es hat keinen Sinn weiter zu machen, wenn alles falsch ist“, erklärt sie herb und achselzuckend die frühe Unterbrechung. Einem Tenor (Michael Kurz) und einer weiteren Sopranistin (Agnes Lipka) ergeht es kaum anders.

Susanne Tremper wirkt derweil nie wie eine Schauspielerin, die etwas darstellt. Sie erscheint mehr wie die Re-Inkarnation der Kunstbesessenen, die für die Oper brennt und nun mit jungen Dingern geschlagen ist, die „nur“ singen wollen, ohne sich ganz in die Tiefen der Stücke zu begeben.

Trempers Präsenz und der Wortwitz des Stücks machen den Reiz aus. Regisseurin Susanne Altweger ist erfahren genug, die Szene schlicht zu halten und vor allem die Protagonistin wirken zu lassen. Ein amüsanter, lehrreicher, rührender Abend, der zudem Lust macht auf große Oper.

Inszenierung: n n n n n
Susanne Tremper: n n n n n
Ensemble: n n n n n

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