Düsseldorf „Meine Entscheidung habe ich nie bereut“

Als seine Frau krank wurde, zog Wolfgang Rozdzinski (86) ins Pflegeheim. Er rät allen, diese Entscheidung frühzeitig zu treffen.

Düsseldorf: „Meine Entscheidung habe ich nie bereut“
Foto: Judith Michaelis

Düsseldorf. Das Thema Pflegeheim kam in Familie Rozdzinski schon früh auf den Tisch. „Meine Frau und ich sprachen häufig darüber, da waren wir gerade einmal 60“, sagt er. Mittlerweile sind 26 Jahre vergangen und alles ist anders gelaufen, als damals gedacht. „Weil es uns noch gut ging, wurde das Thema damals schnell wieder ad acta gelegt“, erinnert sich der promovierte Chemiker, der knapp 60 Jahre in Stuttgart lebte. Doch dann bekam seine Frau Margot Knochenkrebs, er empfand sich als Last. „Meine Tochter vermittelte mir das Pflegeheim in Düsseldorf. Ich habe sofort gewusst, dass es das Richtige für uns alle ist.“ Nur wenige Möbelstücke, einige Bücher und persönliche Andenken hat er behalten. Auch ein Bild seiner Frau. Wenige Monate nach dem Umzug starb Margot.

Die Entscheidung, in ein Pflegeheim zu ziehen, hat Wolfgang Rozdzinski nie bereut. Seine Tochter lebt mit ihrem Mann zusammen, beide sind Mediziner und haben viel zu tun. „Auch ihnen wollte ich nie zur Last fallen“, sagt er. Hätte er noch einmal die Möglichkeit, würde er sich früher zu einem Umzug entschließen. „In jungen Jahren fällt es einem viel leichter, sich von seinem Haushalt zu trennen. Man hat die Dinge noch im Griff“, sagt er. Im Dorothee-Sölle-Haus der Diakonie werde er nun bestens umsorgt. Der 86-Jährige achtet auf sein Äußeres, auch auf die Ordnung in seinem Zimmer. Das Bett ist mit einer Tagesdecke abgedeckt und mit zwei Kissen verziert, auf dem Beistelltisch liegt ein Stapel gelesener Zeitungen. Ein Foto seiner Tochter steht auf dem Regalbrett über dem angeschalteten Laptop. „Man muss ja was tun“, sagt er und deutet auf den Computer. Jeden Dienstag bekomme er Nachhilfe in Sachen Internet. „Ich staune immer, was da alles möglich ist.“

Wolfgang Rozdzinski möchte geistig fit bleiben und tut einiges dafür. Auch der Austausch mit anderen Bewohnern gehöre dazu. „Da muss man sich diejenigen raussuchen, die noch dazu in der Lage sind“, sagt er. Das koste Mühe, lohne sich aber. Er erzählt von einem Etagennachbarn, mit dem er sich gerne unterhalte. „Er ist dement und findet immer seltener in sein Zimmer zurück. Aber meist lachen wir darüber.“ Viele andere hätten das Lachen bereits verlernt.

Dass viele Bewohner nörgeln, ärgert Wolfgang Rozdzinski. Besonders, wenn es ums Essen geht. Der Speiseplan hängt griffbereit über seinem Laptop. „Das Essen schmeckt mir immer sehr gut“, sagt er. Auch auf das Frühstück freue er sich jeden Morgen. Nur das Süppchen als Appetitanreger vor dem Essen, an das er sich im Schwabenland so gewöhnt hat, das vermisse er.

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