Düsseldorf Lindenberg singt für Doldinger Geburtstagslied

Düsseldorf feiert in der Tonhalle Jazz-Pionier Klaus Doldinger. Der Schirmherr der Jazz-Rally ist auch mit 80 Jahren noch „Still Loud“.

Düsseldorf: Lindenberg singt für Doldinger Geburtstagslied
Foto: Bernd Thissen/dpa

Düsseldorf. Standing Ovations schon vor Beginn des Konzerts: Klaus Doldinger an seinem 80. Geburtstag in der Tonhalle. Still loud. Der Titel ist Programm. Dabei kann er auch eher leise. Der kleine Mann unter dem gewaltigen Tonhallen-Himmel staunt wie ein Kind: „Es ist nicht zu fassen, hier habe ich in den 50er Jahren meine ersten Jazz-Konzerte erlebt“. Lionel Hampton, Dizzy Gillespie. „Es ist so schön, hier zu sein. Ich danke Euch.“ Mit dem Saxofon. Manche sagen ja, dies sei das Instrument, das der menschlichen Stimme am nächsten kommt. So klingt es auch im zweiten Teil im Dialog mit Max Mutzkes Organ (Überraschung!).

Im ersten Teil wird die Jazz-Ikone begleitet vom WDR- Funkhaus-Orchester Köln. Unverzichtbarer Ohrenschmaus: die Titelmelodien vom Film „Das Boot“ und vom „Tatort“. „Kaum einer weiß, das die quasi zwischen Tür und Angel entstanden ist. Die hatten 1970 eigentlich nur einen Zehnteiler geplant.“ Egal. Wiederhören macht Freude. Doldinger erinnert an das Düsseldorf seiner Jugend, an seine erste Band: „Die Feetwarmers, hat die Jemand gehört?“ „Jauuuh“ hallt es durch die Tonhalle. Düsseldorfer feiern Doldinger. Das war immer schon und ist auch noch mit 80 Jahren Doldingers Stärke: Emotionen erzeugen. Für ihn „das Größte, was man erreichen kann.“

Wenn er so da sitzt, der stets Seriöse unter den Jazz-Musikern, in Schlips und Kragen, mit seiner Kanne auf dem Schoß und in seiner Haltung ein bisschen an Woody Allen erinnert (auch ein Jazzer, Klarinette). Aber dann legt er los, erhebt seine Saxofon-Stimme, spricht zu seinem Publikum, wispert ihm was zu, erzählt in abgehackten Sätzen, widerspricht, schmeichelt, spottet, mal klagend, dann wieder rau und zärtlich zugleich. Da bleibt einem die Luft weg. Ihm offensichtlich nicht.

Im zweiten Teil , mit kleinerer Besetzung, dreht er erst richtig auf, ist mehr der alte im Sinne von der jüngere Doldinger. Frecher, abstrakter, viel Farbe, auch mal mit ein paar schmutzigen Tönen drin. Holt sich ausgewählte Geburtstagsgäste auf die Bühne, Verstärkung, die durch ihn noch stärker wird: Sasha, den man schon fast vergessen hatte, die junge Blues-Sängerin Leonie Berlin, die noch am Anfang steht, auch seinen Bruder Wolfgang, ein ebenfalls bekannter Saxofonist in Düsseldorf. Panikrocker Udo Lindenberg hat sicher recht mit seinem Geburtstags-Ständchen: „Alte Männer sind gefährlich. . .“ Manchmal sogar gefährlich gut. 80 Jahre und kein bisschen leise. Im Gegenteil: Still loud. Man müsse über das Alter auch lachen können, meinte Panikrocker Udo Lindenberg, schlägt seinem „Mentor und Meister“ die Gründung eines Clubs der Hundertjährigen vor (in wenigen Tagen sind die beiden zusammen 150) und verspricht schon mal: „An Deinem 90. bin ich wieder da.“ Wir auch! Bis dahin: Let’s swing. Stay loud.

“ Das Doldinger-Konzert „Still loud“ wird am 4. Juni 2016 um 20.05 Uhr in WDR 4 gesendet

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