Theatergruppe Space: Die Altstadt als Museum

Bühne: Die Theatergruppe „Space“ schaut beim Auftakt der Reihe „Scene Ungarn in NRW“ aus der Zukunft auf unser Leben.

Düsseldorf. Wir schreiben das Jahr 2060 und blicken zurück auf 2010, das Jahr in dem sich die Menschheit aufmachte, den Lauf der Welt zum Besseren zu wenden. Das ist das Ausgangsszenario von "The Cloud", einem multimedialen Theater-Projekt der ungarisch-niederländischen Gruppe "Space". Es beinhaltet "eine Führung durch das Museum der Zukunft", das der Düsseldorfer Altstadt verblüffend ähnlich sieht. Auftakt und Ende des Abends im Rahmen der Reihe "Scene Ungarn In NRW" finden in der Spielstätte Juta des Forums Freies Theater (FFT) statt.

Chinesischer Gesang empfängt die Gäste im Juta. Li Yang singt, Luc van Loo begleitet sie auf dem Bass. Petra Ardai begrüßt die Gäste und beglückwünscht sie, dass sie so perfekt in der Mode des Jahres 2010 gekleidet seien, was für ein erstes Schmunzeln sorgt. Auf der Bühne repräsentieren weiß gestrichene Stahlskelette eine typische Wohnungseinrichtung der Jetztzeit. Man erkennt eine Toilette, ein Bett und eine Sitzgruppe. In der Küchenzeile habe man tatsächlich noch Tiere zubereitet und gegessen, wird kopfschüttelnd berichtet. Und vor dem Fernseher habe man damals ganze 14 Jahre seines Lebens verbracht.

Auf Fotos erkennt man die Luc van Loo und Petra Ardai wieder, im Bild führen sie offenbar eine sinnentleerte Beziehung. Van Loo und Ardai geben sich auf der Bühne als Doppelgänger dieser beiden armen Bewohner des Jahres 2010 aus. Sie hätten damals alles mit angestoßen, seien auf die bahnbrechende Idee gekommen, mit den Chinesen zusammenzuarbeiten.

Höhepunkt der Performance ist ein Gang durch die Altstadt, die einem als Museum verkauft wird. Über Kopfhörer hört man einen Vortrag, der durch Live-Aktionen unterbrochen wird. Die Passanten werden zu Mitarbeitern, die Menschen aus dem Jahr 2010 darstellen könnten. Der Vortrag informiert über die titelgebende Wolke, gemeint ist die Vernetzung der Mensch über das Internet. Ein Kurzschluss habe sie im Jahr 2010 durcheinandergewirbelt, so habe man auf einmal Kontakt auch zu Fremden bekommen.

Nach kurzer babylonischer Verwirrung sei das der Anfang einer Bewegung gewesen, die die Katastrophe verhindert hätte. Der Vortrag ist durchsetzt mit kritischen Bemerkungen zum Leben in 2010. Friede habe nur an der Oberfläche geherrscht. Das ist teils wenig konkret, man könnte es sich bissiger vorstellen. Dennoch trifft einen die Performance, weil sie jenseits des geschützten Theaterraums die Realität mit dem fremden Blick der Zukunft präsentiert.

100 Min. ohne Pause. Auff.: Samstag, 20 Uhr. Karten an der Abendkasse.

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