Kunstpreis für Thomas Schütte

Ehrung: Erstmals wird ein Düsseldorfer von der Landeshauptstadt für sein Werk ausgezeichnet.

Berlin. Thomas Schütte (56) erhält den mit 55000 Euro dotierten Kunstpreis der Landeshauptstadt Düsseldorf. Damit wird erstmals ein Düsseldorfer ausgezeichnet. Das ist umso erfreulicher, als er weder zu den Strippenziehern der Szene noch zu den Trendsettern gehört. Er ist im Zeitalter der Betulichkeit der gewaltigste Bildhauer der Gegenwart, der die menschliche Figur in die Kunst zurückgeholt hat, mit allen Facetten der Ausdrucksstärke und der Sensibilität.

Feine Frauenskulpturen, für die er den Goldenen Löwen auf der Biennale in Venedig erhielt, sind dem Zufall im Umgang mit feuchtem Ton entsprungen, den er schlägt, zerrt und walzt, bevor er in die Augen sticht, und nur noch Höhlen zurücklässt. In der farbigen Keramik, der Bronze oder im Edelstahl schimmern die gebeutelten Wesen dennoch glanzvoll auf. Der technische Unfall ist immer auch ein faszinierend schöner Schicksalsschlag.

Schütte gehört, so die Begründung der Jury, seit den 80er Jahren zu den einflussreichsten Künstlern seiner Generation. Die Jury betont ausdrücklich seinen besonderen Weg, Spannungen zwischen Figurativem und Abstraktem auszuspielen. Seine Werke pendeln zwischen einer vordergründigen Harmlosigkeit und einer hintergründigen Monströsität. Sie können erzählerisch, humorvoll, ästhetisch ansprechen, aber auch ironisch und gesellschaftskritisch sein. Die Jury sieht in seinen Ausstellungsinszenierungen eine "Bühne für ein absurdes Welttheater".

Der Kunstpreis wird anlässlich der Quadriennale am 10. September in Düsseldorf verliehen. Die Jury-Entscheidung für Thomas Schütte fiel jedoch nicht in Düsseldorf, sondern in der NRW-Landesvertretung in Berlin. Der Preisträger hat die Nachricht freudig aufgenommen. Er sehe sie als wichtige Anerkennung für seine Arbeit und freue sich schon auf die Preisverleihung.

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