Ehrenhof: Gläserne Kunst kurz vor dem Fall

Günter Thorn zeigt unter anderem Werke aus Fensterscheiben.

Düsseldorf. Günter Thorn (53) setzt sich gern zwischen alle Stühle, und dies seit knapp 30 Jahren. Damals, als Student von Irmin Kamp, verband er Glasscheiben durch bloße Magnete und ließ sie im Puffer des Magnetfeldes wippen. Derlei bravouröse Balance-Akte sind nun im Kabinett des Glasmuseums im Ehrenhof zu sehen.

Einfache, unprätentiöse, industriell gefertigte Materialien wie Moniereisen, Holz, Kordel und einfaches Fensterglas untersucht er noch immer auf ihre Labilität, Zerbrechlichkeit und Leichtigkeit. Zur Diskussion stehen Harmonie und Gleichgewicht, nicht Kunsthandwerk und nicht Kunstfertigkeit. Thorn ist Künstler, Bildhauer. Nur ist bei ihm nichts fest gemauert, nichts schwer wie Bronze, sondern alles bis zu jenem Punkt gebracht, wo es kurz vor dem Zusammenbruch steht. Er überlegt, wie weit er gehen kann, bevor das Noch-Stabile zerbricht. Jede Berührung, jeder Eingriff auch des Besuchers, würde die Arbeit zerstören. Eine risikoreiche Kunst.

Ein fester Draht schützt die Arbeiten im Ehrenhof vor dieser inneren Gefährdung. Die Kabinettausstellung gibt einen knappen Überblick über sein Tun. Das früheste Werk ist "Das Paar" (1985), wobei die Silhouette eines Rechtecks aus Moniereisen und ein gleichgroßes Glas, streng im rechten Winkel zueinander gestellt, einander halten. Das Glas ist im Begriff zu kippen und wird durch eine Kordel am Eisen gerade noch fixiert.

In Mondrians Schriften und Werken habe er viel vom Gleichgewicht gelernt. In der dreidimensionalen Kunst bestehen Dinge nur, wenn alle Bedingungen stimmen. Sein jüngstes Werk kommt ohne Kordeln, Klötze und Magneten aus. Es erinnert an einen Menhir, einen Stein aus bretonischer Vorzeit. Gravitation und Symmetrie, die leicht gebogene Form der Kurve, die Ellipse als Silhouette sorgen für die gültige Form trotz prekärer Situation.

Ausstellung: Thorns Werke werden unter dem Titel "Kalkül und Romantik" im Glasmuseum Hentrich, museum kunst palast, Ehrenhof 4-5, gezeigt.

Eröffnung: Am Freitag um 19 Uhr.

Öffnungszeit: Bis 16. September, dienstags bis sonntags 11 bis 18 Uhr

Katalog: Erscheint im Kehrer Verlag, Heidelberg, ca. 19 Euro.

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