Düsseldorf Im Sturzflug in die Freiheit

Fast wie fliegen ist Fallschirmspringen für Carlo Rennefeld. Der Himmel übt auf den Stuntman und Schauspieler große Anziehungskraft aus.

Düsseldorf: Im Sturzflug in die Freiheit
Foto: Rennefeld

Düsseldorf. Für Carlo Rennefeld ist der Himmel das Tor zur Freiheit. Nach dem Absprung aus 4000 Metern Höhe zählt eine Minute lang nur noch das Hier und Jetzt. Ein Mensch im freien Fall. „Das ist Fliegen in der elementarsten Form“, sagt der 57-Jährige, der 4500 Fallschirmsprünge in seinem Sprungbuch dokumentiert hat. Bis auf 400 km/h beschleunigt er im Sturzflug, legt er sich auf den Bauch und breitet die Arme aus, sind es „nur“ noch 180 km/h. „Ich turne in der Luft, mache Überschläge. Das ist für mich die pure Freude und ein Gefühl von Freiheit.“

Rennefeld ist ein Mann, der nicht für Bürostühle geschaffen ist. 14 Jahre war er beim Spezialeinsatzkommando (SEK) der Polizei, — bis ihm sogar das zu langweilig wurde. „Irgendwann hat man alles mal erlebt. Da kann einen nichts mehr überraschen.“ Außerdem wollte er den starren Behörden-Apparat hinter sich lassen.

Weihnachten 2015 Einfach himmlisch

Nach einem Jahr Auszeit war ihm klar: er will nicht mehr zurück. Rennefeld wurde Schauspieler, Model, Stuntman, Personenschützer. Er war in Produktionen vom Tatort bis zur Verbotenen Liebe dabei. Quasi nebenbei schaffte er als Fallschirmspringer bei Deutschen Meisterschaften im Formationsspringen den vierten Platz.

Zum Springen gekommen war Rennefeld über Kollegen beim SEK. „Anfangs wollte ich mir etwas beweisen, schnell war ich dann aber einfach begeistert von dieser Sportart.“ Rennefeld sprang anfangs sogar im Winter, bei minus 25 Grad Lufttemperatur in der großen Höhe.

Carlo Rennefeld, Fallschirmspringer

Als riskant begreift Rennefeld seine Sportart übrigens nicht. „Selbst Versicherungen sehen sie nicht mehr als Risikosportart.“ Auch brenzlige Situationen hat er noch nicht erlebt. Viermal war er immerhin auf seinen Ersatzschirm angewiesen, weil der Hauptschirm nicht aufging. „Das kommt etwa alle 1000 Sprünge einmal vor. Das ist aber kein Problem“

Mittlerweile hat der 57-Jährige in seinem Leben einige Gänge zurückgeschaltet. Weder springt der zweifache Vater noch Wettkämpfe noch steht er vor der Kamera. Rennefeld konzentriert sich auf seinen Job als Personenschützer eines der bekanntesten Deutschen Comedians. Sein Geld verdient er außerdem als Tandemmaster. Das heißt, Rennefeld schnallt sich Anfänger vor den Bauch und ermöglicht ihnen die ersten Fallschirmsprünge (siehe Kasten).

Nicht nur aus professioneller Sicht gehört der Himmel fest zu seinem Leben. Zum einen glaubt er an ein Jenseits dieser Welt, „an eine überirdische Kraft“. Zum anderen genießt Rennefeld heute noch jede Minute da oben. „Der Himmel ist immer wieder aufs Neue wunderschön und immer anders — die Wolkenformationen, die Anordnung wärmerer und kälterer Luftschichten.“ Außerdem nehme man die Welt in der Höhe anders war. Wie „ein kleiner Wurm“ fühlt er sich oft vor dem Absprung. „So ist der Himmel auch ein Lehrmeister für Demut.“

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